Wir haben einen Kinderarzt!
September 2013
Mit dem „Nutrition Day/Ernährungstag“ und „Newborn Day/Neugeborenentag“ haben wir 2 feste Tage in der Woche, wo sich das Krankenhaus reich mit Müttern und vielen Kindern füllt. Die Frauen werden dann gleich fortgebildet und lernen beim gemeinsamen Kochen ganz praktisch, ihren Kindern eine ausgewogene Kost anzubieten, damit sie wachsen und gedeihen dürfen.
Unsere indischen Studenten Kallol, Chiranjib und Anindita haben mittlerweile in 10 Dörfern ein regelmäßiges präventives Besuchsprogramm eingeführt und dort bereits ein festes Vertrauen zu den Dorfbewohnern gewonnen. Mangelernährte Kinder, Schwangere und Tuberkuloseverdächtige, sowie schwer Kranke sind bekannt und werden sogleich bei unserer Ankunft mit allerlei wackeligem Gefährt zu uns ins Krankenhaus geschart.
Das Labor hat wieder voll zu tun, die Anmeldung platzt aus den Nähten, daneben stellt sich ein neuer Doktor vor, auch ein digitaler Röntgen-Bildentwickler wird erklärt und ein Monitor soll heute repariert werden, der bislang nicht lief und der Bauleiter erscheint, da ein Wandrohr leckt. Darunter ein hartnäckiger Bettler, der seinen wöchentlichen Obulus verlangt. Gleichzeitig erscheinen die Patienten, die eine Operation benötigen und nicht wissen, wo und wie sie dorthin kommen.
Unsere Kapelle wird nun jeden Morgen von den Kindern besucht, wo Sr. Judika auf einer neuen Tabla mit ihnen Liedern singt und einmal pro Woche Fr. Hashra die Messe hält und die Kinder segnet.
Tolles Team
Zum Glück hat sich unser Krankenhaus Team erweitert und wir haben mit dem Studenten Jayanto eine zuverlässige Hilfe im Labor sowie bei der Logistik und bei den Ernährungsprogrammen. Pankaj, ein Patienten-Vater, der seine Arbeitsstelle verloren hatte, nachdem er sein schwer krankes Kind in mehreren Krankenhäusern behandeln lassen musste, steht uns ebenfalls treu zur Seite. Er fährt mit unseren kleinen Patienten zu allen nötigen Diagnostikzentren und begleitet die unbekannten Fahrten nach Kalkutta in die verschiedenen Kliniken, verhandelt mit den Ärzten und besorgt die notwendigen Medikamente.
Neues Ernährungsprogramm
Nach den Wahlen können wir auch wieder ungehindert in die Dörfer und haben in einem großen abgelegen Dorf geplant, ein neues Ernährungsprogramm für mangelernährte Kinder und Schwangere einzuführen. Unsere deutschen Studenten Maria und Caro aus Hohenheim von der Ernährungswissenschaft begleiten dies und haben bereits schon neue Rezepturen erprobt, um auf eine kalorienreiche und vitaminreiche Mahlzeit zu kommen.
Unser Farmer Ehepaar Anne und Rolf hatten in diesem Dorf bereits im August 23 Küchengärten angelegt. Nun erwartete uns ein Ansturm an Patienten, der auch bis zur Nacht hinein nicht nachließ. Einen kleinen Patienten mit einem faustgroßen Abszess am Po nahmen wir gleich mit ins Krankenhaus, wo er chirurgisch ausgeräumt wurde und sauber abheilte.
Wir spüren deutlich wie das Vertrauen der Dorfbewohner zu uns wächst, und sie nun unser Krankenhaus auch für ihre Nöte besuchen. Ein 18-monatiger Junge hatte einen Leistenbruch, der im lokalen Regierungs-Krankenhaus abgewiesen wurde, da er zu jung sei für eine Operation. Mittlerweile haben wir einen guten Kontakt zu einem Krankenhaus in Kalkutta, das mit 23 Fachärzten aus dem Kalkutta-Umkreis vernetzt ist und unsere chirurgischen Patienten gerne aufnimmt. Die Organisation der Fahrt dorthin ist stets ein kleines Abenteuer, da die Patienten oft nicht die bengalische Sprache sprechen und noch nie in einer Großstadt waren und dort heillos verloren gehen ohne Begleitung. Pankaj ist hier ein treuer Begleiter, der dann auch die finanziellen Abrechnungen regeln kann.
Tägliche Visite mit unserem Kinderarzt
Nach vielen Bittbesuchen bei einem Kinderarzt aus Bolpur haben wir ihn nun für eine tägliche Visite und 4 Ambulanz-Sprechstunden pro Woche gewinnen können. Das ist ein riesengroßer Gewinn und wir setzen unsere ganze Hoffnung auf ihn, auch in meiner Abwesenheit das Krankenhaus mit Kindern zu füllen. Dazu bekommen wir auch noch eine junge Frauenärztin aus Bolpur, die zweimal pro Woche für die Schwangeren und Frauen eine Ambulanz-Sprechstunde abhält und für die Entbindungen gerufen werden kann...
Lizenzen, Lizenzen – wo ist das Papier geblieben?
Auch einen pensionierten, sehr interessiert und gebildeten Radiologen haben wir ausgemacht, der unsere Röntgenbilder befunden wird, sobald wir unser Röntgengerät installiert haben. Das sollte schon längst passiert sein, jedoch fehlt es mal wieder an der Lizenz, die schon lange beantragt wurde, jedoch verloren ging, dann neu beantragt worden ist und auf dem Postweg irgendwie nicht ankommt. Neben Geduld muss die Phantasie neue Ideen kreieren, wie nun die Papiere am besten zu beschaffen seien. Zu viele Anrufe werden abgeblockt!
Besuch beim Gesundheitsministerium
Auch der Antrag für unser Tuberkulose-Diagnostikzentrum war schon bewilligt und wurde jedoch nicht zugeschickt, da ein Posten-Wechsel im Gesundheitsministerium alles erst mal auf Eis legte. Anrufe und Nachfragen waren auch hier zwecklos, zum Glück verhalf unser lokaler Medical Officer uns zu einem nicht angemeldeten Termin bei seinem Vorgesetzten und sprach für uns, so dass dieser nur zunickte. …was hoffentlich nach einem erneuten Schreiben zur Lizenzausgabe führen wird.
Für das bestellte Sonographie Gerät benötigen wir 10 Zertifikate um eine Lizenz bei der Behörde zu beantragen, die uns verpflichtet, nicht das Geschlecht des Embryos zu verraten (falls weiblich, könnten Abtreibungen provoziert werden). Vorher darf die Firma die Software nicht aufspielen. Die Gesundheitsbehörde verlangt für die Genehmigung 300-400€ Bearbeitungsgebühr!! So füllen wir alle Papiere geduldig aus, wohlwissend, dass es die Geburten vieler Mütter erleichtern wird und wir dann zufrieden die Neugeborenen bestaunen dürfen…
Unser Gockel
Wieder viele Tuberkulosekinder
Poulash, 6 Jahre alt, kam mit seiner traurigen Mutter zu uns. Sie hatte gerade vor 2 Wochen ihren Mann an einer schweren Krankheit verloren und war noch ganz verstört. Sie wusste jedoch nicht, was er gehabt habe. Poulash hatte eine tiefe ulceröse Wunde unterhalb des rechten Auges, wo bereits schon der Konchen (Jochbein) herausschaute. Eine Biopsie brachte den Nachweis von Tuberkulose-Erregern. Vermutlich war der Vater unerkannt an einer TB verstorben. Bei Poulash begannen wir sofort mit der Behandlung und untersuchten auch die Mutter.
Neues Dorf – das Wasser fehlt!
In Kechurdanga war die Not gleich bei unserem ersten Besuch erkennbar groß. Eine Großmutter präsentierte besorgt die schwarzen Flecken im Gesicht ihres Enkels. Die Diagnose war schnell gestellt: Mit ein wenig Seife und Wasser ließ sich der verkrustete Schmutz leicht wegschrubben! Im Dorf gibt es kaum Wasser und die Hygiene ist ein Hauptproblem. Nach dem Bad bekam unser kleiner Patient gleich noch ein frisches T-Shirt!
Nachwuchsförderung
Dankbar in die Zukunft gehen
Im Verlauf dieser Wochen konnten wir festere Strukturen im Krankenhaus legen und besonders einen Kinderarzt gewinnen. Die Studenten sind so selbständig geworden, dass sie in den Dörfern ihre Programme selbst einfädeln und die Patienten ins Krankenhaus bringen. Gerade auf ihre Entwicklung bin ich sehr stolz, da sie bescheiden erklären, sie würden von den Menschen im Dorf so viel lernen.
Es ist zu spüren, wie viel Liebe durch ihre Herzen zu den Kindern und Müttern fließt und sie das entgegengebrachte Vertrauen sichtlich genießen. So habe ich es mir gewünscht… ein Werkzeug Gottes zu sein!
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