Verlorenen Patientin wiedergefunden - welch große Freude!

April 2013

Im April war nur ein kurzer Aufenthalt möglich. Jedoch war dieser wichtig, um unsere neuen Therapie-Richtlinien im Krankenhaus einzuführen. Somit kann für die verschiedenen Ärzte im Kinderkrankenhaus eine einheitliche therapeutische Richtung vorgegeben werden. Die indischen Ärzte sind es gewohnt, viele stark wirksame Medikamente aufzuschreiben, um als guter Doktor zu gelten. An eine mögliche Resistenzentwicklung und Schwächung des Immunsystems wird dabei nicht gedacht. 

Volontärinnen führen liebevolle Pflege ein

Wir sind angetreten, um die Entwicklung der Kinder zu fördern und zu schützen. Dass wir dabei gegen das indische Gesundheitssystem, viele Patienten in kürzester Zeit mit maximalen Medikamenten zu versehen, ankämpfen müssen, ahnten wir nicht! Bei neuen Ärzten, die zu uns kommen, stoßen wir immer wieder auf Unverständnis mit unserem vorsichtigen Vorgehen, die Kinder gut zu beobachten, das Notwendige anzuordnen und die Pflege sowie die Beratung der Eltern auszubauen. Jedoch spüren wir bei unseren indischen Kinderärzten, die nun schon länger bei uns sind, dass sie daran Freude gewinnen und die Kinderheilkunde neu betrachten und besonders Zugang zu den kleinen Patienten bekommen, die dafür sehr dankbar sind.

Unsere freiwilligen Kinderkankenschwestern aus Deutschland haben auch eine gute Grundlage für unsere indischen Hilfsschwestern geschaffen und sie in der Pflege praktisch angelernt. Nun bekommen fiebernde Kinder wie selbstverständlich eine fiebermindernde Abwaschung und die vielen neurologischen Kinder jeden Vormittag Atem- und Dehnübungen am Pezziball. 

Die Mütter sitzen dabei mit ihren Kindern auf der Veranda mit unseren Schwestern zusammen, geben ein friedvolles Bild ab und sind dankbar, dass ihre Kinder so eine liebevolle Pflege und Unterstützung erfahren dürfen. Mit dem Strohhalm blasen und blubbern sie kräftig in die Wassergläser und können dann nach einer Klopfmassage gut abhusten und wieder frei durchatmen.

Entbindungsstation kann bald beginnen

Unsere Ausstattung für den Entbindungsraum ist auch angekommen. Alles neu beim Sanitätshaus in Kalkutta bestellt, jedoch kam auch ein verrosteter 20 Jahre alter Stromkonverter (für unsere starken Stromschwankungen). Ein Teil der Bestellung fehlte. Zusätze für den Monitor sind nicht lieferbar, empfohlen wurde, den Monitor zurückzugeben und teuer einen Neuen bei der Firma zu bestellen. Die Steckdosen waren nicht geerdet und der Autoklav stand unter Strom..und..und..und… Jedoch sind wir guten Mutes, dass wir alle Mängel beheben und Mitte des Jahres mit den Entbindungen anfangen können.

Sorgenkind Asrupi zurück

Unser Sorgenkind Asrupi, das wir mit einem ausgedehnten Ascites und Atemnot in einer Nachtaktion nach Kalkutta in eine Kinderklinik brachten, war von den dortigen Ärzten aufgegeben worden. Wir wollten unseren Verdacht auf Tuberkulose nicht aufgeben und baten dringend, die Behandlung zu beginnen. Auch hatten wir schon die weitere Behandlung bei Ärzte für die Dritte Welt organisiert, als dann der Vater entschied, nach Hause zu gehen und das Kind dort sterben zu lassen. Die Verwandten hätten das so entschieden. Damit war das Kind für uns verschwunden.

Wir ließen es durch all uns Bekannten, die mit diesem Kind involviert waren, suchen - leider ergebnislos. Ich rief von Deutschland einen Patienten-Vater an, der mir unbedingt weiterhelfen wollte, nachdem wir seinem Kind eine lebensrettende OP ermöglicht hatten. Tatsächlich hat er das Kind gefunden und Asrupi erschien in unserem Krankenhaus… unglaublich… sie lief, lächelte mich an. Auch die Mutter hatte ein Strahlen im Gesicht. Die Medikamente gegen die Bauch-Tuberkulose hatten angeschlagen. Langsam war die Wasseransammlung im Bauch zurückgegangen und sie konnte sich wieder auf ihren Beinen halten. Wie viel hatte ich für dieses Kind gebetet und konnte mir nicht vorstellen, dass dieses zarte Leben, das leben wollte, zu Ende sein sollte, nachdem wir so geheimnisvoll zusammengeführt wurden… Ich war so glücklich, sie hat mich für all die vielen Stolpersteine entschädigt… All die Mühe lohnt sich!!

15 Blutspender für Parbati

Unsere Gesundheitshelferin aus Ghosaldanga kam sehr blass und mit einem Unterleibstumor zu mir. Es stellte sich eine Anämie mit einem HB von nur 4,9g% heraus und sie benötigte sofort eine Bluttransfusion, weshalb wir sie in das Regierungskrankenhaus schickten. Dort musste ihr Mann zur Blutbank, wo es jedoch kein passendes Blut der Blutgruppe AB gab. Der zuständige Arzt ermahnte sie, das passende Blut bis zum Abend herbeizuschaffen, sonst müsse sie nach Hause gehen. Das gelang natürlich nicht und sie wurde unbehandelt entlassen. Am nächsten Morgen standen in unserem Krankenhaus 15 junge Männer aus ihrem Dorf zur Blutgruppen-Bestimmung parat und es fanden sich tatsächlich 2 passende Spender. Wir konnten sie in der Praxis eines befreundeten Gynäkologen unterbringen, der 4 Tage später auch den Tumor entfernen wollte.

Mangelernährung weit verbreitet

Mit unseren Studenten haben wir zwei neue Dörfer besucht, wo 40 Prozent der Kinder mangelernährt sind. Sie wissen nicht von unserem Krankenhaus, und so haben wir die kranken Kinder gleich einbestellt. Die Armen in den Dörfer haben kein Fernsehen, wo wir Werbung machen könnten, auch können sie unsere verteilten Flyer nicht lesen. Es geht nur über Mundpropaganda und Gesundheitsuntersuchungen in den Dörfern.

Dankbar darf ich wieder auf die vielen helfenden Hände schauen und spüre den gnadenreichen Strom, der uns alle miteinander in dieser gemeinsamen Aufgabe - das Leben der armen Kinder zu schützen – verbindet.