Unsere TB Kinder - eine starke Truppe

Indien Juli 2019

 

In unsere Ambulanz kommt eine Mutter mit ihrem 9 monatigen Kind mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte. Wir wollen eine Korrektur Operation organisieren, welche die Mutter jedoch versäumt. Unser Mitarbeiter Jayanta spürt, dass die Mutter schwach und hilflos wirkt und wir fragen näher nach, ob der Vater eventuell nicht einverstanden ist. Es stellt sich heraus, dass er gerade an einem Schlangenbiss verstorben ist. Beide waren auf das Reisfeld gegangen,  um die Reispflanzen zu besprühen, da zog der Mann seine Frau zurück, die vorauslief und mahnte sie an, es nicht richtig zu machen, er nehme jetzt das Besprühen vor und lief voraus und trat  geradewegs auf eine verborgene Schlange, die gleich zubiss. Hätte der Mann nicht ermahnt, wäre die Frau gebissen worden…beides macht der Frau nun sehr zu schaffen, die mit 2 Kindern zurückbleibt. Im Gespräch fasst sie Vertrauen und willigt nun in die OP ein.

Wir gehen in ein Santaldorf, in welchem unser Gesundheits- und Ernährungsprogramm schon gut eingeführt ist. Wir besuchen eine Familie mit einem mangelernährten Kind und sind erstaunt, wie die Mutter den Kochplatz im Innenhof außen schön hält und unseren Getreide-Linsen Milchbrei mit Karotten und grünem Gemüse anreichert. Sie muss mehrere  riesige Palmenzweige in die Feuerstelle stecken, damit das Feuer den Topfinhalt zum Kochen bringt. So sind die Frauen frühmorgens schon 2 Stunden unterwegs, um Brennmaterial zu sammeln.

Da ihr Mann nur sporadisch arbeiten will, muss die Frau tagsüber auf dem Bau arbeiten, um die Kinder zu ernähren. Als der Brei fertig ist, isst das 1 ½ jährige Kind allein mit dem Löffel während die Augen der Mutter auf ihm ruhen, achtgebend, dass nichts herunterläuft und seinem Mündlein verloren geht. Ein 2. gefüllter Teller wird ebenso in das kleine Bäuchlein abgefüllt. Zufrieden können wir feststellen, dass die Mutter die Ernährungsgewohnheiten langsam verändert hat und sich Hygiene und Achtsamkeit beim Füttern deutlich verbessert haben. Früher sind die Kinder mit einem Napf voll Trockenreis allein herumgelaufen, haben den Inhalt z.T. verschüttet oder es von den hungrigen Ziegen auffressen lassen. So ist nun eine deutliche Zuwendung und Eigenverantwortung der Mutter zu spüren.

Eine Hütte weiter, wohnt unsere Sorgenfamilie mit Chobi, Akash und Duli…diese 3 Kinder sind immer wieder bei uns im Krankenhaus, wenn sie ganz ausgemergelt und krank sind. Ihre Eltern sind mit dem alltäglichen Leben überfordert und die Mutter wirkt retardiert. In ihrer Hütte gibt es einen kärglichen Reissack am Boden mit Kleidern für alle, einen Topf mit altem Reiswasser, und alles Weitere in den dreckigen Töpfen mutet nicht zum Essen an...unsere Kinder sind dreckig und verfilzt...springen uns dennoch voll Freude auf die Arme.

Die Mutter ist wieder schwanger und hat noch keine Vorsorgeuntersuchung durchgeführt...sie scheint bald zu entbinden…Das älteste Kind wollen wir nun zur Schule anmelden, da sie schon zur Ersatzmutter wurde und als Strohhalm wirkt für die Kleinen.

Bei unserem Gesundheitszentrum kommt ein Ambulanzauto vorgefahren mit einem schwerverletzten Mann, der von  einem Pritschenwagen rücklings gefallen war und sich den Schädelknochen gebrochen hat. Ganz verwirrt mit einer Infusionsflasche und Katheter gestikuliert der Patient im Wagen und es stehen 5 Dorfleute verzweifelt vor mir. Seine Frau fällt weinend vor mir nieder. Er war vor 2 Wochen gestürzt und wurde im lokalen Hospital notversorgt und nach 2 Tagen entlassen.

Im MRT zeigte sich eine riesige Blutung im Gehirn. Er wurde weiterverlegt, jedoch in keinem Krankenhaus in Kalkutta aufgenommen und die Odyssee endete wieder zuhause, wo er wegen Bewusstseinstrübung von einem herbeigerufenen Gesundheitspfleger eine Infusion bekam. Wir fuhren gleich am nächsten Morgen gemeinsam ins Medical College nach Kalkutta, wo er zunächst auch abgewiesen werden sollte, jedoch durch langes Insistieren von unserem versiertem  Helfer Nilu und Gebet meinerseits dann wie ein Wunder doch aufgenommen wurde und sogar auf die Intensivstation kam.

In unserem St. Mary hospital haben wir nun mehrere Tuberkulose-kranke Kinder, die sich alle gut erholt haben und eine langmonatige Therapie benötigen. Mittlerweile sind sie alle wieder wohlauf und wie eine Großfamilie zusammengewachsen. Wir konnten auch einen Schulunterricht für sie bei uns einrichten. Unser 15 jähriger Robin wurde zum Liebling auserkoren und hat stets ein Kind auf seinem Arm.

Sumitra, ein junges Mädchen mit einer Sklerodermie hatte einen immensen Herzbeutelerguss, der das Herz fast tamponierte. Sie war sehr abgemagert und konnte sich kaum mehr bewegen auch durch die Spannungen in der Haut. Nach der Punktion des Ergusses durch unseren Kardiologen und  einer weiteren Behandlung durch einen befreundeten Rheumatologen hat sich Sumitra nun wunderbar erholt.

Dieses Mal haben wir wieder Clara, eine Volontärin aus Deutschland bei uns, die das neue Ernährungsprogramm in 21 Dörfer mit auf den Weg bringen will. Dazu bildet sie unsere Sozialarbeiter aus und bemüht sich sehr, sie in Dokumentation, Statistik und Kommunikation anzulernen, was bisher ein großes leeres Feld ist.

Zu aller Erstaunen kam ein junger Mann aus Tübingen angeradelt…“nur“ 8000km und war nun krank geworden. Es wurde ihm von einer deutschen Ärztin in Santiniketan berichtet, die er sogleich aufsuchte...Seine Erfahrungen durch die verschiedenen Länder waren sehr bemerkenswert: Alles nette Menschen!!...Wir konnten ihn gut wieder auf die Beine bringen für die weitere Radtour.

 

Nach wie vor müssen wir kämpfen, unsere Arbeit weiterführen zu können. Lange haben uns die Jesuiten geholfen, Auslandsgeld für unser Projekt zu transferieren, was nun durch strengere Regeln nicht mehr möglich wird. Meine Anträge auf Einführung von Auslandsgeldern wurden abgelehnt…wir bleiben weiter dran und vertrauen darauf, dass Gottes Werk weitergehen wird.