„Lasst die Kinder zu mir kommen“

April 2019

Heilung - welche unerwartete Freude

Gleich bei meiner Ankunft stellten sich einige kleine Patienten ein, um mir ihre Heilung zu präsentieren: die 5-jährige Kiran, welche mit einem dicken aufgetriebenen Bauch vor Wochen kam, worin sich aufgrund einer Nierenerkrankung reichlich Flüssigkeit angesammelt hatte - nephrotisches Syndrom.

Nachdem die Therapie mit Kortison eingeleitet war, sah sie nun ganz verändert aus. Die Mutter war ganz verzweifelt aus dem Nachbarstaat gekommen, nachdem ihr Mann sie verlassen hatte und sie nun um ihr einziges Kind bangte.Mein Koordinator Satya musste ihr lange zureden,um sie zu beruhigen…umso dankbarer ist sie nun!

Unsere Kinder Reka mit Ovartumor und Rohan mit Leukämie waren auch wieder gut auf die Beine gekommen.

 

Bei der Visite waren wir ganz berührt als wir bemerkten, dass sich unser kleiner Patient Prem mit Cerebraler Parese im Arm eines 15-jährigen Tuberkulose-Patienten (nicht-infektiöse Knochen-TB) platzierte, der ihm das Alphabet beibrachte… Ganz vertrauensvoll kuschelte er sich bei ihm ein und die Mutter musste mit dem Essen warten, da er nun einen neuen wichtigen Freund gefunden hatte.

Dauerpatienten quartieren sich erneut ein

Es erschien auch wieder Chobi mit der ganzen Familie, nachdem der Vater sich am Fuß tief verletzt hatte und blutend ankam. Sofort quartierten sich die drei Kinder (3, 4 und 6 Jahre alt) wieder im 1. Stock in ihre Betten ein und legten ihre Kleider aus und husteten mich kräftig an, um ihre Aufnahme zu bestätigen.

 

Tatsächlich hatten sie eine Mittelohrentzündung und eine Pneumonie. Wir freuten uns über den Hb von 7,8 bei Akash, der ja sonst meist weit unter 5g% lag. Die Eltern machten sich rasch aus dem Staub zur Arbeit und überließen uns, bzw. den Zimmer-Müttern ihre Kinder…, welche sie gleichgleich ins Wäschewaschen einwiesen.

TukTuk Fahrer wird zum Gesundheitshelfer

Unser TukTuk Fahrer hat sich mittlerweile zu einem kompetenten Gesundheitshelfer gemausert. Er fährt unsere Patienten in die verschieden Diagnostikzentren oder Krankenhäuser, verhandelt mit den Ärzten, legt die Befunde vor und macht neue Termine aus, dann holt er auch noch die nötigen Medikamente aus der Apotheke… Er ist zu einer unentbehrlichen Hilfe geworden.

Pani braucht einen letzte Pflegeplatz

Die ganze Krankenhaus-Belegschaft leidet mit Pani, die nun im Endstadium ihres Cervix-Carzinoms angelangt und sehr geschwächt ist. Sie ist nun schon lange bei uns mit kleinen Unterbrechungen zur Chemotherapie. Nun wollen wir bei ihr zuhause es so einrichten, dass sie bei ihrer Familie,im Kreis ihrer Kinder sein kann. Dazu inspizieren wir ihre Dorfhütte, die so klein und dunkel ist, dass kein Bett hineinpasst…auch keine Wasserstelle und Toilette.

Daneben steht ein kleiner Rohbau, in welchem wir nun den Boden zementieren lassen und die offenen Fenster mit Reissäcke schließen -zum Schutz vor Hitze und Regen. Auch holen wir ein kleines Holzbett mit Matrazeaus dem Krankenhaus(da sie im Dorf meist auf dem Boden schlafen), und benachrichtigen die Kinder zu kommen. Die Tochter hat soeben geheiratet, so brauchen wir die Genehmigung ihres Mannes, dass sie freigestellt wird.Pani´ s Ehemann vesprach zu kochen, jedoch haben wir lieber unsere Dorfhelferin dafür engagiert und schicken täglich eine Krankenschwester mit Essen und Medikamente zu ihr.

Krebsvorsorge

Aus der Erfahrung der häufigen Gebärmutterhals-Tumoren bei den Frauen, haben wir nun ein Krebs-Screening eingeführt. Die Frauen nehmen dies dankbar an und kommen wöchentlich, wo nun unser weibliches Personal die Abstriche macht. Diese waren von unserer deutschen Kinder-krankenschwester Martina angelernt worden. Martina war 7 Wochen bei uns und hat sich sehr für die Fortbildung der Dorfhelfer sowie auch Sozialarbeiter eingesetzt und die Dorfprogramme vor Ort mitbegleitet und koordiniert…, eine treue und wertvolle Helferin.

Bei der Dorfsprechstunde treffen wir Madumi, die uns nun endlich ihr lang erwartetes Kind vorstellt. Wir hatten sie mehrmals zu einem Gynäkologen geschickt und die Medikamente besorgt. Nun ist sie und ihr Mann ganz stolz auf das gesunde Kind…, jedoch können wir an ihren Fingernägeln gleich eineschwere Anämie(4,5g%) ausmachen… Sofort weisen wir sie ins Krankenhaus ein… der Mann denkt mehr an seine Essensversorgung während dieser Zeit als an die Dringlichkeit der Therapie. Mangelernährung und Nichtwissen spielen eine große Rolle bei der Gesundheitslage der Frauen. 

Am Bahnhof in Kalkutta gestrandet

In unsere Ambulanz kommt eine abgemagerte junge Frau Maino, die im Gesicht ein starkes Grimassieren zeigt und auch nestelnde Bewegungen der Hände, welche sich nicht unterbrechen lassen.Eine Tante ist dabei und erzählt, wie sie jung in den nächsten Nachbarstaat in eine unbekannte Familieverheiratet wurde, nachdem ihre eigenen Eltern früh verstorben waren.

Zunächst ging es gut, dann wurde sie schwanger und stürzte, wobei sie ihr Kind verlor. Dies löste einen starken Schock mit obigen Symptomen aus, wobei sie auch nicht mehr essen wollte und nur nuschelte. Ihr Mann  wollte sie dann nicht mehr haben und setzte sie daraufhin in den Zug Richtung Kalkutta, wo sie dann strandete. Zum Glück konnte sie sich bis zu ihrer Tante durchschlagen. Nun sitzt sie wie ein Häuflein Elend vor uns und war zuvor so ein hübsches Mädchen… Diese vielen Traumata in der Kindheit gehen nicht spurlos an ihr vorüber.

Sehr berührend war die Entlassung von Sheffali, die über ein Jahr bei uns im Krankenhaus war. Als sie von den Mutter Teresa Schwestern gebracht wurde vor einem Jahr, dachte ich, sie stirbt mit unter den Händen weg…eine Lungentuberkulose, begleitende Thalasämie und Nierenfehlbildung erschwerten ihre Situation. Jedoch hat sie sich unter der Therapie so gut erholt und blühte kräftig auf. Dazu wurde sie noch im Stricken angelernt von unserer Volontärin Martina. Die Eltern dankten der Gottesmutter Maria vor unserer Marien-Grotte, während Shefalie auf ihr umhängendes Jesus-Amulett zeigt...wohl wissend, wer ihr geholfen hat.

Dorfbesuche - Wassermangel - Schweinebandwurm

Wir haben wieder 13 Dörfer besucht und unser Ernährungsprogramm weitergeführt und konnten doch feststellen, dass sich die Verbesserung der Anämierate einigermaßen gehalten hat. Nun waren die Mütter auf ihr eigenes Engagement angewiesen, mit ihrem vermittelten Wissen und Gemüsegarten die Ernährung zu verbessern.

Jedoch ist es sehr schwierig, Lebensgewohnheiten zu ändern. Zum Teil wird das Geschirr noch im dreckigen Teichwasser gespült und dabei mit Asche gereinigt, wo wir gleichzeitig auch die Schweine sich tummeln sehen.

 

So kann leicht der Schweinebandwurm übertagen werden, der ins Gehirn der Kinder wandert und dort Granulome bildet, ...diese fallen dann erst durch Krampfanfälle auf. Fast wöchentlich sehen wir so ein Kind…Unsere Hygiene-Schulung kann oft wegen Wassermangel im Dorf nicht umgesetzt werden.

Säuglingsvorsorge-Untersuchungen

Fast täglich hatten wir nun ein neues Vorsorge-Programm für die Kinder unter einem Jahr durchgeführt, wo wir eine tatkräftige freudige Kinderärztin - Sabrina aus Kiel, zur Seite hatten. Dabei kam ein Frühgeborenes im 7. Monat mit nur 1,4 kg zu uns, das jedoch wusste, dass es selbst gut atmen und trinken muss,um zu überleben. Auch unser indischer Pädiater beriet die Mutter ausführlich über ihre Mitarbeit. Sie war ganz in das Staunen über ihr kleines Bündel Leben vor ihr eingetaucht und in innige Einheit mit ihrem Kind und stimulierte es immer wieder sanft zum Trinken.

In unserem Küchengarten hat sich schon wieder eine große Schlange eingeschlichen. Jayanta wollte sie ganz heroisch mit einem Stecken erschlagen, jedoch blieb er zum Glück mit dem Stock im Geäst hängen, so dass diese ohne Kampf sich aus dem Staub machen konnte. Jayanta meinte, sie sei nicht giftig, sondern nur eine Würgeschlange….

Lepra- immer noch vorhanden

Debit, ein junger Student zeigt uns sein Unterarm, wo ein großes Ekzem sich gebildet hatte… Jedoch keine Sensibilität mehr zu spüren, dann war auch noch der Radialisnerv deutlich verdickt zu tasten, sodass sich eine Lepra diagnostizieren ließ... Wenn der Patient im Frühstadium kommt, kann die Therapie rechtzeitig beginnen und die Lepra ausheilen…

Gott ist mit uns

“Lasst die Kinder zu mir kommen“...dieser Ausspruch Jesu begleitet uns täglich, wenn so viele kleine Patienten hilfesuchend bei uns eintreffen... und wir nicht verzagen, das Unmögliche möglich zu machen... Allein durch Gottes Hilfe…, worüber wir dann staunen dürfen und uns gemeinsam freuen… “God is with us - Gott ist mit uns“…, das erfüllt alle, egal ob Hindu, Christ, oder Moslem.