Den Armen einen Platz sichern

September 2016

Nilu, unser Farmer für die Küchengärten, erscheint im Krankenhaus und berichtet von einer sehr schwachen Frau, die er bei einem Dorfbesuch gesehen habe und bittet mich, zu ihr ins Dorf zu fahren. Seinen Schilderungen entnehme ich, dass es dringend sei. Also fahren wir gleich nach der Sprechstunde in dieses Dorf und finden eine ganz abgemagerte Frau mit Atemnot vor. Ihre Knochen stehen hervor und sie wirkt müde und sieht ganz blass aus. Bei der Untersuchung merke ich, wie sehr ihr Bauch angeschwollen ist und gegen die Lunge drückt. Ich will sie gleich mitnehmen, sie hat Angst und weint, so vereinbaren wir, dass wir sie morgen früh abholen und sie bei uns aufnehmen und alles abklären… Weinend drückt sie voller Vertrauen ihren Kopf in meinen Arm. Am nächsten Morgen machen wir gleich eine Sonographie und die nötigen Laboruntersuchungen und der Verdacht auf eine Bauch Tuberkulose erhärtet sich… Diese ist schwer direkt nachzuweisen und basiert mehr auf vielen Einzelhinweisen. Nach mehreren Untersuchungen beginnen wir die Behandlungen und sie ist sehr dankbar, bei uns nun aufgehoben zu sein.

Täglich reicher gefüllt - unsere Ambulanz

Unsere Ambulanz füllt sich täglich reicher. Es hat sich nun herumgesprochen, dass die Armen bei uns versorgt und nötige Operationen von uns organisiert werden. Bishu ,ein 4-jähriger Junge mit einer schweren Lungenentzündung, hat sich nach seiner Genesung mit Blumengruß und Kuss verabschiedet.

Einen 2-jährigen Jungen mit Hydrocephalus konnten wir nun endlich die notwendige Shuntoperation zukommen lassen, nachdem er von einer anderen Klinik zweimal abgewiesen wurde. Zuletzt schien es daran zu scheitern, dass die Mutter ihre Unterschrift zur Operation verweigerte- aus Unverständnis, Angst? - jedoch am nächsten Tag der Vater zum Glück unterschrieb.

Ein 6-jähriger Junge hat seit seiner Geburt einen zunehmend krummen Unterschenkel und humpelt einher. Bisher wurde kein Arzt aufgesucht, da dafür kein Geld vorhanden war. Wir haben ihn in das Universitätskrankenhaus nach Kalkutta gebracht, wo eine seltene Glasknochenkrankheit festgestellt wurde. So ein Spezialfall wird dort nun kostenlos behandelt und mehrere Korrekturoperationen sind schon geplant.

Fan und Fun Club

Seit 3 Monaten haben wir den griechischen Kinderarzt Iannis bei uns, der allen sehr ans Herz gewachsen ist. Mit seinen vielen Späßchen hat er die Kinder schon ganz für sich gewonnen. Die Internatsschüler von nebenan kommen täglich in einer Gruppe, um all ihre Wunden und Blessuren von ihm versorgen zu lassen. Mit viel Freude und Begeisterung geht er auch in die Dörfer, um dort die Kinder zu versorgen und taucht ganz in die indische Seele und Natur ein.

Kind mit aplastischer Anämie

Es kommt ein Kind in unsere Ambulanz mit sehr niedrigen Blutzellzahlen und einer schweren Anämie. Nach den ersten nötigen Bluttransfusionen stellt sich heraus, das Kind leidet an einer aplastischen Anämie und braucht nun auch Blutplättchen, da ausgedehnte Blutungen beginnen. Wir organisieren die Weiterverlegung und sind bereit mitzugehen. Die Eltern wollen zuerst nach Hause und dann werden sie nicht mehr gesehen… Wir suchen die Familie und finden sie in einem Dorf etwa 70 Kilometer entfern.

Sehr blass sitzt der Junge auf einem Stuhl und die Eltern gehen ihrem Tagesgeschäft nach und ahnen nicht, dass das Leben ihres Kindes an einem seidenem Faden hängt… Erst nach viel Zureden sind sie bereit mitzugehen und sich von uns mit dem Auto nach Kalkutta in das Universitätskrankenhaus bringen zu lassen, wo sie jedoch zuvor schon einmal abgelehnt wurden. Das hat sie so verunsichert, dass sie diesen Weg nicht noch einmal wagten. Unser Koordinator ist 5 Tage an der Seite dieses Kindes im Krankenhaus geblieben, da die nötigen Blutkonserven selbst bei einer Blutbank in Kalkutta besorgt werden müssen, wozu unser Vater überfordert war.

Plötzlich waren alle Blutbanken leer, da Dengue Fieber ausgebrochen war und alle Konserven mit Blutplättchen aufgebraucht waren. Wir sollten 150 Kilometer entfernt in unseren Dörfern doch bitte gleich 4 Spender herbeirufen, welche die gleiche Blutgruppe haben… Alles Mögliche versuchten wir und konnten auch einen jungen Mann überreden, dessen Blutgruppe jedoch nicht passte. Wir riefen einen Freund in Kalkutta an, der uns sehr verbunden ist, der über Facebook (!!) 2 Spender finden konnte. Dieser stand auch am nächsten Tag vor der Türe des Krankenhauses...

Nicht nur das, sondern unser Freund aus Kalkutta hat auch den Dienst neben dem kranken Kind übernommen und die weiteren Gänge zur Blutbank getan. Es stellte sich heraus, dass er erfolgreicher war, als der Vater, der mehrmals abgewiesen wurde.…. Unglaublich, wie das göttliche Netzwerk wirkt!!

Gemüse auf die Kinderteller

Mangelernährung und Anämie bleibt das Hauptproblem in den Dörfern. Nun haben wir bald unsere Studie in 21 Dörfern mit verschiedenen Ernährungsprogrammen abgeschlossen und hoffen sehr, dass der Nahrungszusatz mit Moringa und Amaranth doch den gewünschten Erfolg bringt. Dazu hatten wir die Studentin Daniela von der Universität Hohenheim da und Caroline, die Doktorandin, welche zusammen mit Silvi diese Arbeit durchführt.

Nun sollen die angelegten Gemüsegärten bei den Familien den Erfolg sichern und die Ernährungsgewohnheiten langsam umstellen, um statt nur Reis auch Gemüse und Obst den Kindern anzubieten. Vor allem soll eine gemeinsame Mahlzeit in der Familie eingenommen werden, damit die Tiere auf dem Hof nicht aus der gleichen Schüssel wie das Kind mitessen.

Neues EEG-Gerät...?

Wir hatten eine Kinderneurologin aus Deutschland bei uns, die das neue EEG-Gerät einführen und sich für die vielen neurologischen Kinder einsetzten wollte. Dafür hatten wir eine indische Schwester zuvor ins EEG-Training geschickt, jedoch scheiterte der Beginn an den abgeleiteten Umgebungsströmen. Wir bauten Batterie mit Inverter dazwischen, um vom Stromnetz unabhängig zu sein, auch wechselten wir die Zimmer… Nichts zu machen… Nach endlosen Anrufen bei der Firma kam schließlich ein Ingenieur, der das neue Gerät mitnahm, um es zu reparieren??

Kurzfristig angekündigt bekamen wir Besuch vom deutschen Generalkonsul Herrn Schrod aus Kalkutta, der sich gerne unsere Entwicklungsarbeit anschauen wollte.

Innehalten

Mit Freude beobachte ich unsere Mitarbeiter im Krankenhaus, von denen sich manche immer mehr mit unserer Mission ,“den Armen einen Platz sichern“, verbinden. Besonders unser Laborant übernimmt immer mehr Verantwortung und sagt zu mir, "seit ich hier mit dir arbeite, hat sich mein Leben verändert. Ich habe Gott kennengelernt!"

Den Armen einen Platz sichern.pdf
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