Patienten kommen zahlreich

September 2014

 

Am ersten Tag trat uns gleich Mina mit ihrer Tuberkulose-Erkrankung der Lunge und Wirbelsäule entgegen und strahlte uns an, um uns ihre neu erwachten Lebenskräfte zu präsentieren. Am nächsten Tag war sie jedoch mit ihrer kleinen Tochter Rupa verschwunden, und wir mussten sie in ihrem Dorf suchen. Ein Nachbar berichtete, sie hätte einen Geistheiler bestellt, der nun den bösen Geist von ihrem Haus entfernen solle. Dann ging sie zur Stadtbehörde, um Essenskarten zu beantragen, damit sie nach Entlassung ihre Kinder ernähren kann. Am Abend kehrte sie zu uns zurück und wir waren sehr erleichtert. 

Dann ging sie zur Stadtbehörde, um Essenskarten zu beantragen, damit sie nach Entlassung ihre Kinder ernähren kann. Am Abend kehrte sie zu uns zurück und wir waren sehr erleichtert. Im Dorf war ihre Hütte zusammengefallen und vom Monsunregen verwüstet, der Ehemann hilflos vagabundierend. Jayanta, unser Sozialarbeiter, hat die Renovierung der Hütte in die Hand genommen und den Ehemann zum Mithelfern angespornt, dazu noch einige Nachbarn. 

Jayanta indoktrinierte den Ehemann täglich, doch Verantwortung für seine Familie zu übernehmen. Auch in ihm sind wieder Lebenskräfte erwacht, als er sah, wie die Hütte wieder bewohnbar wurde. Tage zuvor litt er an einem Peritonsillarabszess und Jayanta hat ihm täglich Medikamente und Nahrung im Dorf eingeflößt. Wir wollen Mina so lange im Krankenhaus behalten, bis ihre Wirbelkörper wieder stabil verheilt sind, damit sie die Bürden des Alltags und der Familie wieder übernehmen kann.

Frühgeborenes in unsere Obhut

Plötzlich erschien ein Lehrer in unserer Ambulanz und legte mir ein frühgeborenes Kind in die Arme und meinte, bei uns könnte es doch überleben. Er gab an, es sei gerade mal um die 30. Schwangerschaftswoche. Das Kind wog 1500g. Zum Glück wusste das Frühchen, wenn auf diesem Subkontinent zu früh geboren, es doch am besten selbst atmen muss, um in das irdische Dasein einzutreten. 

Wir packten es warm ein, am besten fest an der Mama und legten bei 40 Grad schwüler Hitze dennoch eine Wärmflasche ins Bettchen. Mit einer Minispritze konnten wir kontinuierlich kleinste Milchmengen dem Kindlein einflössen, so dass es langsam kräftiger wurde und auch an der Mutterbrust trank. 

 

Dieses Kind entfachte heftige Diskussionen und Streitgespräche unter unseren Patienten, als die Großeltern erschienen welche im Familienstreit miteinander lagen, da sie gegen diese Liebesheirat des Paares waren. Jeder fühlte sich berufen für eine Seite Partei zu ergreifen. Selbst die Putzfrau gestikulierte mit Besen und Eimer heftig mit, wer nun im Recht sei. Wir konnten gerade noch den Ehemann daran hindern, sich mit dem Kleinen aus dem Staub zu machen.

Tuberkulose bei Kindern

Amit, ein 4-jähriger Junge, wurde von seinen Eltern mit dicken Lymphknoten zu uns gebracht, woraus sich reichlich Eiter entleerte. Die Feinnadelbiopsie ergab den Hinweis auf eine TB und wir begannen bei uns die nötige Behandlung. Jedoch verschlechterte sich das Kind weiterhin und entwickelte einen Lungenerguß, so dass wir es nach Kalkutta in ein Krankenhaus verlegen mussten und nun bei den German Doctors weiter gut versorgt wird. 

Ein 5-jähriger Junge, Surja, hatte ein dick geschwollenes Knie,das unter Antibiose nicht abheilte. Auch hier gab erst die Biopsie den Hinweis auf TB. Ein zugezogener Orthopäde verordnete u.a. eine Streckbehandlung mit anhängendem Gewicht, was zu heftigem Protest bei unserem kleinen Surja führte. Ein Tag lang war er kaum zu beruhigen bis er sich still in sein Schicksal ergab.

Mungla, der einst auch aus unserem Krankenhaus geflüchtet war, kommt nun alleine regelmäßig, um sein Bein verbinden zu lassen. Er hatte ein ausgedehntes Unterschenkelgeschwür, das nicht heilte und durch eine Hauttransplantation versorgt werden konnte.

Kein Essen für die Kinder…

Von einem Dorfbesuch in Bishnubati brachte ich diese Familie mit, wo gerade der Ehemann an Tuberkulose verstorben war. Frau und Kinder hatten nichts mehr zu essen und waren dankbar, bei uns eine Bleibe zu finden. Wir untersuchten alle auf eine mögliche Ansteckung und mussten das kleinste Kind auf TB behandeln. Für die anderen reichte eine präventive Therapie. Wir wollen eine Patenschaft für diese Familie einrichten, damit sie im Dorfladen ihre nötigen Nahrungsmittel wie Reis, Öl, Kartoffeln etc. frei erhalten können.

Schwerste Anämie

Ein junger Mann saß vorübergebeugt und schwer atmend an unserer Untersuchungsliege und die Blutuntersuchung ergab einen Hämoglobinwert von 1,5g%. Schnellstens brachten wir ihn ins Regierungskrankenhaus und bestimmten zuvor noch die Blutgruppe, falls wir selber auf Blut-Spendersuche gehen müssten. Er überlebte und kam einige Tage später mit einem HB von 5,4g%, wir vermuten eine Thalassämie und schickten ihn zur weiteren Abklärung nach Kalkutta

Andrang in der Ambulanz

Besonders an unserem Nutrition Day und Newborn Day ist unsere Ambulanz voll und nun konnten wir auch einen Arzt finden, der einmal pro Woche sonographiert. Damit können wir besonders unsere Schwangeren besser betreuen und Geburts-Komplikationen eher erkennen. Die Lizenz für diese Untersuchung ist eine unendliche Abenteuergeschichte. Mit Plakaten an der Wand müssen wir deklarieren, das Geschlecht des Kindes nicht zu verraten.

Das Leben erleichtern

Vom deutschen Konsulat bekamen wir 3 Brunnen spendiert, die zur verbesserten Hygiene und vermehrtem Reis- und Gemüseanbau in 3 Dörfern gebaut werden konnten.

Mit großer Freude weihten wir das neue Haus von Pujas Mutter und Bruder ein, nachdem sie das Haus der Verwandten verlassen musste und keine Bleibe mehr hatte. Der Ehemann war vor 2 Jahren an einer Tetanusinfektion gestorben. Sona, unser Freund aus Ghosaldanga, hat sich unermüdlich für den Aufbau des Hauses eingesetzt.

Ernährungsprogramm gut angenommen

Das Ernährungsprogramm in Rayerpukur hat sich mittlerweile gut etabliert im Dorf. Dreimal in der Woche bekommen die Kinder und Schwangeren nun einen nahrhaften Brei aus Getreide, Linsen, Nüssen und Milch, um neben dem kargen Reis zu Hause den Kindern eine mikronährstoffreiche Mahlzeit anzubieten. Wir sind zuversichtlich auch hier die Kinder mit Anämie, sowie mit Vitamin- und Eiweißmangel bald aus ihrer Schwäche herauszuholen.

In Gottes Hand geleitet

Die administrativen Hürden werden immer größer, jedoch darf ich jeden Abend dankbar die Kinder in Gottes Hand übergeben und immer tiefer in diesem Vertrauen leben, dass Er für sie sorgen wird.

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