Mina blüht auf

April 2014

Im April bei unserer Ankunft, saß unsere Tuberkulose-Patientin Mina, die wir vor 2 Monaten aus ihrer Hütte ganz abgemagert und verhungert geholt hatten, schon im Rollstuhl und lächelte uns an. Innerhalb der nächsten 2 Wochen konnte sie schon wieder alleine aufstehen und die Treppen hinuntergehen und wartete morgens strahlend draußen auf meine Ankunft. Jeden Tag freute sie sich neu über das wiedergewonnene Leben.

Das jüngste Kind war bei uns geblieben, die beiden älteren waren bereits in ein Internat aufgenommen worden. Es hatte sich bei der Mutter angesteckt, so dass wir es nun auch gegen TB behandelten, und Rupa war rasch im Krankenhaus zum Liebling geworden und genoss diesen Status sichtlich. Wenn einmal unerwartet, nach langer Pause, der Vater erschien, wich ihm Rupa nicht mehr von der Seite.

Mit neuer Aufgabe zurück ins Leben

Stationär war bei uns Sumuti, ein Kind mit einer Lungenentzündung. Mutter und Kind waren sehr traurig und depressiv, da kurz zuvor der Vater gestorben war, und sie keine weitere Bleibe mehr in ihrem Dorf fanden. Wir baten diese Mutter für Mina zu sorgen, sie zu waschen, zu füttern und ihr Bett sauber zu halten, was sie gerne tat und mit einem kleinen Verdienst belohnt bekam. 

Zunehmend blühten Mutter und Tochter auf, und sie fanden wieder einen Sinn in ihrem Leben. Sumuti fand eine Freundin im gleichen Alter bei uns, und sie bekamen von unserer deutschen Krankenschwester Dagmar nebenbei Schul-Unterricht.

Plötzlich krank

Ein Sorgenkind von einst, Dharam, machte uns wieder Kummer. Es hatte einen Hydrocephalus und bekam vor 8 Jahren einen Shunt. Er war blind geblieben und konnte auf die Blindenschule der Ramakrishna Mission gehen und dort eine schöne Entwicklung erleben und ordentlich an Gewicht zunehmen. Plötzlich magerte er ab, bekam einen dicken Bauch und wurde in ein Krankenhaus in Kalkutta gebracht. 

Das verließen die Eltern vorzeitig, vermutlich aus Unverständnis. Nun kauerte Dharam in Hockstellung in der elterlichen Hütte, wo wir ihn im Dorf aufsuchten. Wir konnten ihn zu uns ins Krankenhaus holen und vermuteten eine Tuberkulose, die sich bestätigte. So konnten wir die lebensrettende Behandlung gleich beginnen.

Somnat hat doch einen fürsorgenden Vater

Somnat, stark unterernährt und kleinwüchsig, fiel in der Dorfsprechstunde mit einer Lungenentzündung auf. Die Eltern wollten ihn nicht ins Krankenhaus bringen, da noch 2 Kinder zuhause seien, und die Mutter auswärts arbeitet. Der Vater arbeitet auf dem Reisfeld, um die karge Ernährung zu sichern. Die ansässigen Dorfhelfer zweifelten an der Fürsorge der Eltern. 

Ich nahm den Vater in den Arm und sprach ihm gut zu, das Kind zu uns zu bringen. Tatsächlich kam der Vater alle 2 Tage aus dem Dorf angeradelt, um sein Kind zu zeigen, und wir konnten alle freudig miterleben, wie sehr er sich liebevoll um sein Kind bemühte. Mit Zusatznahrung konnten wir ihn jedes Mal wieder nach Hause schicken.

Das erste Röntgenbild wird bei uns gemacht

Kaum zu glauben, aber nach einem Jahr ermüdender, unergiebiger und unverständlicher Verhandlungen ist unser Röntgengerät nun in Betrieb. Es hatte noch der Digitaldrucker gefehlt, der in 3 Anfahrten wegen vergessener Teile dann geliefert wurde. Der Ingenieur, der alles zusammen bauen sollte, erschien auch erst nach mehrmaligen Anrufen, da es dringende Feste zu feiern galt.

Leider müssen wir immer noch auf unser Ultraschallgerät warten, d.h. es steht noch verpackt bei uns und wartet auf seinen Einsatz. Nur mit der Lizenz von der Gesundheitsbehörde darf die Software aufgespielt werden. Da jedoch momentan Wahlen anstehen, sind alle Ämter seit 2 Monaten unbesetzt, da alle Mitarbeiter mit Wahlvorbereitungen beschäftigt sind.

Das gleiche galt auch für meine Ausreisegenehmigung zurück nach Deutschland. Sowohl die Polizeibehörde, als auch die Ausländerbehörde waren unbesetzt und erst nach 4 Besuchen, langem Bitten und Vertrösten konnte der zuständige Officer herbeigerufen werden, um am letzten Tag mein NOLI (No objection to leave India) zu unterschreiben.

Der Ambulanzwagen ist da - welche Überraschung

Die Rotarier hatten eine gemeinsame Spenden-Aktion in Deutschland und Indien arrangiert, um uns ein Ambulanzauto zur Verfügung zu stellen, wo wir in den Dörfern auch gleich kleine LaborUntersuchungen erstellen können. Das Auto kam aus Bombay auf dem Landweg - 2000km –zu uns, und wir trauten unseren Augen nicht, als plötzlich ein riesiger Bus anfuhr mit einer noblen Inneneinrichtung. 

Es ist unmöglich damit die dörflichen Feldwege zu passieren, geschweige denn im Dorf die engen Wege zu durchfahren oder zu wenden. Dieser Einwand galt bei den lokalen Rotariern nicht. Sie meinten kurzfristig alle Feldwege zur Sanierung bringen zu können! Jedoch stimmten sie zu, eine Probefahrt machen zu wollen. Ein Gynäkologe hat für uns das Beste geplant, ohne uns einzuweihen. Er ist uns auch sonst sehr hilfreich zur Seite und führt Operationen für unsere armen Patienten kostenlos durch. Also eine Lösung muss noch gefunden werden.

Helfer aus Deutschland

Wir hatten diesmal reiche Unterstützung aus Deutschland. Dagmar, eine Kinderkrankenschwester vom SES, hatte Stillberatung und Unterricht für unser Personal durchgeführt und vor allem sehr zupackend unser Personal während des Alltages geschult. Sie hatte auch einen guten Blick für die Bedürfnisse unserer Schwestern. Die Kinder haben in ihr rasch eine Ersatzmama gefunden. 

Aus Heilbronn hatten wir die Ärztin und Shining Eye Mitglied Waltraud Merkle bei uns, die bereits ihren 2. Einsatz hatte und sich sehr hilfreich und mit viel Freude schon in unsere Arbeit eingelebt hat. Ihr Mann Martin, auch Arzt, kam zur Unterstützung und packte an, wo Not war. Doris, eine Kinderärztin vom SES kam noch hinzu, um die Entwicklung der Kinder in den Dörfern nach einem Meilenstein Schema auszuarbeiten. 

Tapfer hat sich unsere Studentin Isabell aus Hohenheim mit dem Fahrrad morgens um 6 Uhr in die Dörfer aufgemacht, um das Essverhalten der Kinder bzw. das Essensangebot herauszufinden, so dass wir unsere Ernährungsprogramme besser anpassen können. Bei 42 Grad hat sie keine Mühen gescheut und einen indischen Studenten in ihren Elan mit einbezogen.

Dies hat unseren Professor Sujit vom Institut für ländliche Entwicklung so sehr beeindruckt, dass er uns auch eine seiner besten Sozialarbeiterinnen schickte, Pampa, die nun bei uns mitarbeiten möchte.

Mit Gottes Segen – Schritt für Schritt

Abschließend hatten wir Bruder. Francis (pilgrim of charity) bei uns, der nach einer schönen Messe unsere Krankenhausräume segnete. Diesen Segen dürfen wir jeden Tag spüren und darin sicher sein, dass unsere Arbeit von Gott getragen und geführt ist.

Mina blüht auf.pdf
PDF-Dokument [2.9 MB]