Vorbereitungen für die Einweihung der Kinderklinik
Januar 2011
Schöne Atmosphäre strahlt aus den Räumen
Gleich am ersten Tag durften wir mit der freudestrahlenden Schwester Pheelima (gesprochen „Filima“) den fast fertigen Bau der Kinderklinik begutachten. 70 Arbeiter sind Tag und Nacht emsig dabei die letzten Handgriffe bis zur Einweihung zu verrichten. Sie bauen Schränke ein, streichen Fenstergitter, malen leuchtende Wandbilder in die Krankenzimmer und plätteln die Veranda, die ein schöner Aufenthaltsort für die Mütter der kleinen Patienten sein wird.
Die Mariengrotte vor dem Krankenhaus ist auch fast schon fertig und wird noch schön mit Blumen arrangiert. Maria steht bald als Schutzpatronin vor unserer Kinderstation. Auf dem Dach steht auch schon unser erstes Bett! Vor vier Monaten hatten wir 18 Betten bei einem Schreinerbetrieb in Auftrag gegeben. Da die Lieferung doch sehr stockt und jeder Patient sein eigenes Bett haben soll, machten wir uns sogleich auf den Weg nach Kalkutta.
Jetzt wird eingerichtet
In den ersten Geschäften waren wir jedoch nicht ganz zufrieden und suchten weiter. Da lief uns ein Geschäftsmann entgegen und rief „He, Doktor Monika!“ und nahmen uns zugleich „für zehn Minuten“ mit in sein Büro. Daraus wurden sieben Stunden und wir konnten alles bestellen: bunte Kinderbetten, Sauerstoffgeräte, Überwachungsmonitoren, EKG, Absauggeräte, sowie alle Spritzen, Kanülen und Laborzubehör – sogar Kinderkleider und Handtücher konnten wir bei ihm in Auftrag geben.
Freunde, die unsere Einkaufsliste gesehen hatten, meinten, wir bräuchten mindestens eine Woche, um alles in Kalkutta zu besorgen. Dank dieser „zufälligen“ Begegnung mit dem Geschäftsmann, den ich vor eineinhalb Jahren bei den Planungen fürs Kinderkrankenhaus bereits aufgesucht hatte, konnten wir nach zwei Tagen Einkauf in Kalkutta zufrieden zurück nach Bolpur fahren. Trotzdem ist die Spannung groß, ob die Betten rechtzeitig ankommen werden, da sie ja noch angefertigt werden müssen.
Schwester Pheelima ist immer sehr um unser leibliches Wohl besorgt und überraschte uns mit einem Südindischen Mittagessen: Masala Dossa. In der langen, dünnen Tüte ist ein leckerer Gemüsebrei versteckt!
Erster Dorfbesuch
Mit dem Motorrad geht’s wieder ins Dorf, sogleich springen uns die Kinder entgegen und rufen „Schohar, schohar!“ – ein herzlicher Willkommensgruß. Mütter kommen mit ihren Neugeborenen fast ungerufen, und es bildet sich gleich eine Schlange in der Ambulanz. Wir finden ein neues schwer mangelernährtes Kind. Auch die Mutter ist geschwächt, so dass wir hier gleich unser Ernährungsprogramm ansetzen. Die Familie erhält nun eine kalorienreiche Zusatznahrung, dazu sind Saatgut und Hühner geplant, wir werden alles bei einem Familienbesuch einrichten.
Mehr Gemüseanbau im Dorf
In Ghosaldanga wird nach dem Ernährungsprogramm vermehrt Gemüse und Obst angepflanzt. Einige Familien sind jetzt eigenständig dabei, einen Garten einzurichten und ihn mit einem Zaun aus Bambus und Palmblättern vor den hungrigen Ziegen und Hühnern zu schützen, da sie erfahren haben, dass durch die vitaminreiche Ernährung ihre Kinder fröhlicher und gesünder sind.
Die Spannung steigt
Unsere Tage sind nun gefüllt, Medikamentenlisten zu erstellen und die Bestellungen aufzugeben, nach zuverlässigen Apotheken zu suchen, die elektrischen Geräte hier zu bestellen und in Gang zu setzen und die Einladungen für das Einweihungsfest am 11. Februar zu verteilen. Dies wird ein schönes Fest, wo Santal-Kinder Theater spielen und Tänze mit Gesang aufgeführt werden. Das Personal macht uns noch Sorgen, wir haben eine gut ausgebildete Krankenschwester und drei Hilfsschwestern und müssen noch weiter suchen. Jedoch sind wir zuversichtlich, da uns so viele Menschen helfen wollen.
Mit Spannung schauen wir den ersten Patienten im neuen Krankenhaus entgegen und staunen selbst über die Entwicklungsschritte der letzten Jahre. 1995 wurden die ersten Patienten auf dieser Dorfliege unter freiem Himmel in Ghosaldanga behandelt, auf der Nico und Silvi mit den Kindern sitzen. Jetzt besteht die Möglichkeit viele Kinder aus weiteren Dörfern gut im neuen Kinderkrankenhaus behandeln zu können, so dass einfache Durchfallserkrankungen nicht mehr lebensbedrohlich sind. Dazu bilden wir weitere Dorfhelfer aus, die in Verbindung mit der Kinderstation stehen und uns die schwer kranken Kinder bringen und dafür in ihren Dörfern in einem Vorsorgeprogramm unterstützt werden.
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