Patientengeschichten

Oktober 2011

Alles ist verhext!

In unser Krankenhaus wird ein elf Jahre altes Mädchen gebracht, das vom Nachbarn verhext wurde. Die Mutter erzählte, dass im Streit mit dem Nachbarn dieser eine Geisterbeschwörung auf das Mädchen gemacht hatte, das daraufhin nicht mehr aß und nicht mehr sprach. Recht abgemagert und mit einem starren Blick, wie unter einem seelischen Schock, erschien sie uns. Unser visiting doctor vermutete eher einen Missbrauch. Wir versuchten, sie mit viel Zuwendung zum Sprechen zu bringen und sie begann wieder zu essen. Den Durchbruch gelang einer kleinen Mitpatientin, die anfing mit ihr zu tanzen und zu singen.





Indischer Kinderarzt

Wir haben nun einen Kinderarzt, der zwei Mal pro Woche ins Krankenhaus kommt und die Kinder rasch und mit einem erfahrenen Blick untersucht. Einem Kind mit Durchfall ohne schwere Begleitsymptome hatte er starke Antibiotika (Ofloxacin und Metronidazol) verschrieben. Beim Nachfragen meinte er, dass er diese Medikamente nur wegen den Eltern aufschreibe, da diese sonst zu einem anderen Arzt gehen würden, um diese Medikamente zu bekommen, und er bekäme einen schlechten Ruf. Wir nahmen das Kind auf und haben erst mal abgewartet, wie sich die Krankheit entwickelt.. Ein Hörtestgerät wird eingeführt.



Sorgenkind Mansuni

Dann nahmen wir Mansuni, ein Kind mit spastischer Lähmung auf, die tiefe Druckgeschwüre der Haut am Gesäß und Oberschenkel hatte. Die Eltern meinten, das käme durch die Physiotherapie, die sie vor einem Jahr durchgeführt hatten und hörten damit auf. Nun sind sie jedoch glücklich, dass wir sie auf einer Wassermatratze lagern können und die Wunden allmählich zuheilen. Bald kam auch ihre Schwester Renuka zu Besuch, der wir schon durch eine Herzoperation helfen konnten. Sie war so glücklich über ihre eigene Entwicklung und sprühte vor Lebensfreude, dass unsere Ärztin Schwester Pheelima sie gleich zu einer Ausbildung zur Krankenschwester einlud.



Untergewichtiges Neugeborenes

Große Sorgen machte uns ein untergewichtiges Neugeborenes mit 1,8 kg. Es trank nur schlecht und hatte eine Kehlkopfdeckelschwäche mit Schluckbeschwerden. Wir versuchten das Kind aufzupäppeln. Jedoch meinte die Mutter, durch die Vitamintropfen könnte das Kind nicht richtig trinken und wollte wieder nach Hause. Zurück im Dorf verschlechterte sich das Kind rapide und zufällig waren wir gerade im Dorf zu einem Treffen mit Frauen einer Selbsthilfegruppe und besuchten auch ihre Hütte. Dann durften wir das Kind wieder in unsere Obhut nehmen.



Sanjoy, der 13-jährige Junge  mit Bauchtuberkulose, den wir letzten August ausgezehrt und geschwächt im Dorf Bishnubati auffanden, hat mittlerweile gut an Gewicht zugelegt und wieder Lebensmut gefasst. Wir hatten ihn bei den Mutter Teresa Schwestern zur TB Behandlung untergebracht.    



Kinderkrankenhaus

Unsere Lizenz lässt noch auf sich warten. Wir haben zwar alle Papiere beieinander, und unser Freund Snehadri kämpft sich mit Schokolade durch all die Institutionen. Wir warten weiter… Schmiergeld bezahlen wir nicht… Also dauert es!

 

Unsere Laborantin Magdalini benötigt noch viel Nachhilfe, kommt aber immerhin schon täglich. Nun haben wir einen Vertrag mit einem städtischen Laboranten abgeschlossen, der einmal pro Woche zu unser kommen will und sie weiterbildet. Mal sehen…

 

Im ersten Stock werden die Fenster eingesetzt und der Boden geplättelt. Im Februar soll alles fertiggestellt sein und wir wollen ein schönes Einweihungsfest feiern.



Hochzeitsvermittlung

Auf dem Weg in die Dörfer begegnen wir einem Lehrer, der gerne heiraten möchte und sich heute entscheiden muss. Er erzählt, dass der Vater des Mädchens depigmentierte weiße Flecken habe und er deshalb zögere, das Mädchen anzunehmen. Wir haben ihm zugeraten, um die Braut nicht um ihr Glück für den netten Lehrer zu berauben. Hier in Indien muss die Frau vor allem gesund sein und arbeiten können, da sie den Großteil der Tagesarbeit der Familie und auf dem Feld zu bewältigen hat.



Ernährungsprogramme angereichert

In drei Dörfern haben wir unsere Ernährungsprogramme angereichert mit Gemüse und Linsen, die sie selbst angepflanzt hatten. Das Sackanpflanzprogramm ist zu einem richtigen Renner geworden. Ohne eignes Land wachsen auf dem Dach Kürbisse, Gemüsegurken und andere Rankegewächse. Zusammen mit unserem Landwirt Srikanta werden nun mehr Dorfbewohner zum eigenen Gemüseanbau und Weizenanbau angeleitet. Srikanta macht sich auch dafür stark, dass die Regierungsangebote im Dorf ankommen. Eine Farmergruppe bekommt nun einen Zuschuss, um einen Biokompost anzulegen.

Entenprogramm

Viel Freude macht unser Entenprogramm mit den Selbsthilfegruppen. Von den 30 Küken wurden zwei von Ratten verspeist, die übrigen haben sich gut entwickelt. Nach sechs Monaten sollen jeweils von dem Nachwuchs zehn an die nächste Frauengruppe weitergegeben werden und der Rest als Einkommen zur Verfügung stehen.



Gesundheitsvorsorge

Die nächste Frauengruppe plant einen großen Heilpflanzengarten anzulegen. Die Schulung zur Heilpflanzenverarbeitung findet in unserem Krankenhaus statt. Die hergestellten Medikamente können wir gut für die präventive Gesundheitsvorsorge in den Dörfern einsetzen zur Entwurmung, gegen Krätze und Durchfallserkrankungen beispielsweise. Wir bilden unsere Dorfgesundheitshelfer weiter aus, so dass die Kinder gut versorgt sind und mit Wohlgefühl und leuchtenden shining eyes ihre Welt entdecken können.



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