Kinderklinik für mangelernährte und infektiöse Kinder

November 2009

Das Kinderkrankenhaus ist ein langer Wunsch von Dr. Monika Golembiewski. Die Fleiner Kinderärztin besucht seit 15 Jahren die Santal-Dörfer Ghosaldanga und Bishnubati nahe der Stadt Bolpur und hat oft erfahren müssen, dass die Menschen in den Dörfern, die Ureinwohner Indiens, kaum Zugang zu gesundheitlicher Versorgung haben. Um die Situation zu verbessern und vor allem den Kindern zu helfen, will sie gemeinsam mit der indischen Ärztin und Karmeliterin Schwester Phileema in Bolpur ein Kinderkrankenhaus aufbauen.

Im August waren Dr. Monika Golembiewski, ihr Sohn Nico und ich, seine Verlobte Silvia Mangatter, wieder einmal gemeinsam in Indien, um den Traum vom Kinderkrankenhaus wahr werden zu lassen. Vieles konnten wir erreichen, obwohl die Zeit bei diesem Besuch knapp war. Zehn Tage lang saßen wir Tag für Tag mit Schwester Phileema zusammen, haben gemeinsam Finanzpläne aufgestellt, überlegt, welche Ausstattung wir brauchen, erfragt, was Medizin, Bettlaken oder Seife etwa kosten werden. Wir sind sogar zu Architekten geworden, haben die Anordnung der Räumlichkeiten sorgfältig überdacht und alles in maßstabgetreuen Plänen festgehalten.

Wir haben so viel Hilfe erfahren, von den Menschen vor Ort. Bis nachts um elf hat uns der Apotheker in Bolpur die Preise für all die Medikamente auf unserer Liste genannt und Wirkstoffe und Hersteller beschrieben, obwohl die Familie über das Handy mehrmals zu verstehen gab, dass das Essen zu Hause wartet. Der Laborant kam ohne zu zögern an einem Nachmittag zu uns nach Hause, um uns Preise für Mikroskopblättchen und Lösungen mitzuteilen und die hiesigen Untersuchungsmethoden zu erklären – obwohl Ramadan war und abends in der Familie gemeinsames Essen vorgesehen war.

Wir hatten viel Glück und konnten gemeinsam gut planen, sodass wir das Gedeihen des Kinderkrankenhaus angenehm erspürten. Auch an unserem letzten Abend hat uns dieses Glück begleitet. Schon von Deutschland aus hatten wir mit Schwester Phileema vereinbart, dass wir für unser Kinderkrankenhaus ein Grundsteinlegungsfest feiern wollen. Nun, am letzten Abend sollte es stattfinden. Unglücklicherweise konnten wir während all der Tage, die wir in Bolpur waren, den Kaufvertrag für das Land für das Krankennhaus nicht abschließen und wir waren besorgt, ob unser Fest wird stattfinden können. Und was passierte just in diesem Moment, im Moment für den die Feier geplant war? Die Landbesitzerin kam zu uns, mit allen Papieren.Sie wollte uns jetzt ihr Land verkaufen,zu einem vernünftigen Preis, trotz der momentan schnell ansteigenden Landpreise in Indien. Wieder einmal Glück gehabt. Das Fest konnte stattfinden und war wunderschön. Das Wunderbarste: Ganz ohne Aufforderung waren plötzlich viele Kinder aus der Umgebung bei uns. Sie müssen wohl gespürt haben, dass das ihr Ort ist. Glücklich sind wir von Indien nach Hause geflogen, glücklich und staunend.

Wir konnten kaum glauben, was wir alles schaffen konnten in unseren zehn Tagen in Indien. Eigentlich sollte der Bau des Krankenhauses schon längst in vollem Gange sein.

 

Aber Indien wäre nicht Indien, wenn alles nach Plan gehen würde. Unser Gesundheitshelfer Satyaban würde sagen „It's too much problem." - es gibt zu viele Probleme, es ist zu schwierig. Um das Kinderkrankenhaus zu bauen, brauchen wir zwei weitere, angrenzende Grundstücke. Die Besitzer verlangen viel Geld, mehr als Schwester Phileema erwartet hatte. Noch konnten wir das Land nicht kaufen. Doch wir sind uns sicher, die Probleme sind lediglich Herausforderungen.Herausforderungen, zu denen es Lösungen zu finden gilt. Und das werden wir. Im Februar gehen wir wieder nach Bolpur. Dr. Monika Golembiewski steht fast täglich mit unseren Freuden und Helfern in Indien in Kontakt. Geduld und Vertrauen, das ist unser Weg zum Ziel, unser Weg zum Kinderkrankenhaus in Bolpur.

 

(November 2009)