Jahresbericht 2009

Dezember 2009

Als wir im Februar in die Santal-Dörfer kamen, lief uns gleich diese Mutter mit ihrem Kind entgegen und strahlte uns an. Das Kind hatte sich nach einer Sturzgeburt auf einen kühlen Steinboden vor sechs Monaten eine Blutvergiftung geholt, und wir konnten noch rechtzeitig dieses Kind medizinisch versorgen .Die Freude war groß, es nun so prächtig entwickelt zu sehen.

Unser ausgebildeter Gesundheitshelfer Satya weiß genau, dass Hilfe sofort einsetzen muss, um die kleinen Leben zu retten: Ein 2-jähriges Kind im Dorf erkrankte an einer Lungenentzündung und hatte beträchtliche Atemnot. Sogleich nahm er es mit ins städtische Krankenhaus, wo man dem Kind nicht helfen konnte, da es einen Pneumothorax (Lungenkollaps) hatte und eine Saugdrainage benötigte. Also fuhr er mit dem Zug in das zwei Stunden entfernte Universitätskrankenhaus. Dort verweigerte man auch die notwendige Hilfe, da die Unterschrift der Eltern fehlte, dass sie die alleinige Verantwortung über den Therapieverlauf tragen. Satya fuhr wieder zurück, holte von den Eltern aus dem Dorf den Daumenabdruck als Signatur und eilte zum Kind zurück.

Mittlerweile stellte man fest, dass der kleine Patient eine schwere Anämie (Blutarmut) hatte und dringend eine Bluttransfusion benötigte. Satya bekam die Blutgruppe genannt und sollte selbst das passende Blut besorgen. An diesem Tag fegte ein schwerer Taifun über Westbengalen. Die Straßen waren leergefegt und die Bäume  krachten unter den Regengüssen und dem Orkan auf die Straßen. Satya rannte mit seiner gefundenen Blutkonserve durch die gespenstige Stadt. Ganz durchnässt erreichte er noch rechtzeitig das Krankenhaus und dem Kind konnte geholfen werden. Es überlebte durch seinen konsequenten Einsatz. Darüber wunderten sich auch die Ärzte, da es nicht üblich ist, dass ein Hindu einem fremden Kastenlosen hilft. Das Kind durfte gesund ins Dorf zurückkehren. Jedoch wurde dieses Glück bald wieder getrübt. Der Vater hatte sich bei der Arbeit auf dem Reisfeld in den Fuß gehackt und diese offene Wunde nicht gereinigt. Es kam zu einer Wundinfektion und da er nicht gegen Tetanus-geimpft war, starb er daran. Die Mutter war tief verzweifelt , wie es nun mit ihren zwei Kindern, der Schwiegermutter und ihrer Schwester weitergehen könne. Wir haben für diese Familie eine Patenschaft eingerichtet, so dass zumindest für deren Lebensunterhalt gesorgt ist. Leben und Tod sind so nah beieinander.

 

Unser Gesundheitshelfer Satya hat nun die Zertifizierung zur Tuberkulose-Behandlung von der Regierung bekommen. Er war von uns darin ausgebildet worden und hat als einer der Besten die Prüfung absolviert. Das ist eine große Erleichterung für unsere Tuberkulose-Arbeit, da wir nun die Diagnostik selbst durchführen können und die Tuberkulose-Medikamente vom Staat bekommen. Wir hatten zuvor unsere Patienten zur Diagnostik ins Krankenhaus schicken müssen, wo ausschließlich negative Befunde bescheinigt wurden, obwohl sich die offene Tuberkulose akut darstellte.

Der Aufenthalt im August stand ganz in der Planung des Kinderkrankenhauses. Architektenplan und Finanzpläne wurden erarbeitet und mit dem Bauleiter besprochen. Es soll zunächst ein einstöckiges Gebäude für 15 Betten gebaut werden, wo Kinder mit Infektionen, Tropenkrankheiten und Unterernährung versorgt werden können. Gerade für die mangelernährten Kinder ist eine Atemwegs- oder Darminfektion rasch ein Todesurteil. In Indien stirbt alle 5 Sekunden ein Kind an Hunger und dessen Folgen.

Wir haben in einem neuen Dorf ein Ernährungsprogramm für untergewichtige Kinder von null bis zwei  Jahren begonnen. Die Mütter wurden in Hygiene und gesunder Ernährung fortgebildet. Saatgut wurde für Gemüse und Obst verteilt. Wir wollen dieses Programm auf weitere Dörfer ausdehnen.

Dankbar schauen wir auf dieses Jahr zurück und möchten uns ganz herzlich bei allen Spendern bedanken.