Quack-Quack & Kikeriki... Eier für unsere Kinder!

Juli 2023

In der Waldorfschule Heilbronn wurde im Mai 2023 ein Sponsorenlauf für Shining Eyes durchgeführt, wobei die Schüler unglaublich engagiert viele Runden rannten und eine stattliche Summe zusammengetragen hatten. Dafür sollen nun Enten, Hühner und Ziegen in den Familien angeschafft werden, damit es mehr Eier und Eiweiß im Speiseplan gibt. Dies wurde auch sogleich umgesetzt. Zunächst mussten die Entenställe fertiggebaut werden und dann gab es eine Schulung durch unseren Landwirt Srikanta, der dann jeweils 10 Enten an verschieden Familie verteilte

 

Hitze pur bei 44 Grad

 

Seit Ende April sind die Temperaturen auf über 40 Grad angestiegen und den ganzen Mai bis Mitte Juni auf 44 eingependelt. Da kam das Leben in der Stadt auf den Straßen zum Erliegen, da die Haut sofort Rötungen bekam und einige Menschen auch einen Sonnenstich erlitten. Meist waren die Menschen ganz vermummt, nur ein Augenschlitz war noch frei, wenn sie auf den Straßen unterwegs waren. So habe ich auch viele Hauterkrankungen, Allergien und Verbrennungen gesehen. Mit meiner Ankunft Mitte Juni setzte der Regen/Monsun ein und die Temperaturen sanken auf 35 Grad am Tag und nachts auf 30 Grad.

In Frieden gehen dürfen...

 

Father Anthony ruft an, um mich mit in ein Dorf zu nehmen, wo ein schwer kranker Patient liegt. Er habe eine Krebserkrankung, wobei sein Kiefer und ein Teil des Halses bereits mit tiefen Wunden aufgebrochen ist. Anfangs ging er ins hiesige Regierungskrankenhaus, wo er weiter ins Medical College zur nächsten Großstadt geschickt wurde, die auch nicht helfen konnten und ihn weiter nach Kalkutta in ein Medical College schickten. Allein, ohne Fürsprecher, sind sie dort auch verloren und entschließen sich, mit dem Zug 2000km nach Bombay in ein bekanntes Krebszentrum zu fahren. Dort wurden eine Biopsie und die Chemotherapie eingeleitet. Die Rückfahrt war sehr anstrengend, zwei Tage - wobei der Patient nichts getrunken und gegessen hatte. Nun rufen mich die Mutter Theresa Schwestern vor Ort, um eine Magensonde zu legen, was aber unter diesen wuchernden anatomischen Verhältnissen nicht mehr geht. Wir löffeln ihm Milch ein, die er hungrig schluckt. Der Priester führt eine Krankensalbung durch und verabreicht dem Patienten die Kommunion, wobei die Mutter Theresa Schwestern (MC) die Andacht im Gebet begleiten. Er wird noch ins Krankenhaus zur Infusion und Wundversorgung aufgenommen und verstirbt am Abend. Die MC Schwestern kennen die Familie und wissen um die Konflikte. Sie holen noch am Abend die Geschwister und Cousins herbei und bitten gemeinsam um Vergebung, damit dieser Mensch in Frieden gehen kann und Frieden in der Familie ist.

Father Anthony fragt mich, wie es komme, dass es hier so viele Krebserkrankungen gebe, besonders auch unter den Ordensschwestern, was ich jedoch nicht beantworten kann. Am nächsten Tag bin ich bei Freunden eingeladen, die mir erklären, wieviel Pestizide an und in den Nahrungsmitteln sind , sowie auch extra in die Früchte gespritzt werden, um sie frisch aussehen zu lassen und profitabel zu verkaufen. In den Verkaufsläden gibt es noch keine extra Theke mit biologisch hergestellten Nahrungsmitteln, es fehlt auch das Bewusstsein dafür.

 

So wird auch unser Ansatz des biologisch-dynamischen Gemüse-Anbaus als auch der Permakultur in unseren betreuten Dörfern umso wichtiger.

Ein Wunder... wo alle stauen dürfen

 

Ein Wunder ist Mousumi, die mit zwei Jahren im März 2023 an einer Tuberkulose-Meningitis erkrankte und drei Wochen bewusstlos im Krankenhaus lag. Im ganz abgemagerten Zustand wurde sie mit Ernährungssonde aus dem Krankenhaus entlassen, da sie nicht mehr schlucken konnte. Im Dorf gestaltete sich die Ernährung äußerst schwierig, das Kind war auch mehr somnolent als wach. Jetzt sehen wir das Kind wieder, aufgeblüht, an Gewicht zugenommen und spricht und isst, jedoch geht es mit dem Laufen noch nicht und wir werden nun in der Krankengymnastik fleißig üben… Alle staunen, wie sich das Kind erholt hat, wo es schon als aufgegeben galt.

Eine unserer Dorfhelferinnen fehlt bei der Besprechung, da sie mit ihrer 12-jährigen Tochter im Regierungs-Krankenhaus ist. Das Kind war im Dorf über ein gespanntes Seil gestolpert, welches ein Rindvieh mit einem Pflock in der Erde festband. Als das Rind am Seil gezogen wurde, spießte es kurzerhand das Kind auf seinen Hörnern auf, was zu einer scheren Risswunde führte und genäht werden musste.

Besuch der Gesundheitsbehörde

 

Es hat sich ein Besuch der Gesundheitsbehörde angemeldet, um unser Krankenhaus zu inspizieren, da eine neue Lizenz beantragt wurde. Die alte Lizenz war bereits abgelaufen und so sollten wir keine Patienten in dieser Zwischenzeit stationär haben. Als der Besuch sich ankündigte war das Krankenhaus voller Patienten. Rasch wurden alle versorgt, Wunden verbunden und tatsächlich war das Krankenhaus dann leer, als die Inspektoren kamen. Auf ihre Frage, warum das Krankenhaus leer sei, antworteten wir: da wir keine Lizenz haben. Das war wohl die richtige Antwort. Gleich zeigten wir unsere Moringa-Kekse, die sehr viel Interesse weckten. Ansonsten waren sie mit unserem Therapieangebot und der Dokumentation zufrieden.

Vorsorge für die Kinder

 

Wir haben die Vorsorge-Untersuchungen von Neugeborenen und Kinder bis fünf Jahre eingeführt, um auch die Erfolge der Ernährungsprogramme hinsichtlich der kognitiven Entwicklung zu überprüfen. Das Malen der Grundformen fällt schwer, mangels Angebots und Übung, auch die Farben zu benennen war nicht möglich. Dafür waren die Kinder sehr geschickt in der Fein- und Grobmotorik.

 

Ein buntes Bild in unserer Ambulanz

 

In unserer Ambulanz zeigt sich ein bunt gemischtes Bild mit verschiedensten Erkrankungen: ein Mann mit knotiger Lepra im Gesicht, der dann bei den MC Schwestern zur Betreuung aufgenommen wird. Ein Kind mit einem Hydrocephalus (Wasserkopf), das innerhalb einer Woche eine Shunt Operation bekommt. Ein 12-jähriges Kind mit einer Speicherkrankheit (Mucopoysaccaridose) mit schwerer Hypothyreose, das die Größe eines 4-Jährigen hat. Ein Neugeborenes mit einer vermuteten Röteln-Embryopathie. Ein Säugling, der nach einer BCG-Impfung mehrere Abszesse und Bronchitis entwickelte, den wir zu einer bekannten Tuberkulose-Ärztin brachten. Dann noch eine ältere Frau, bei der ein Brust-Tumor offen nach außen aufgebrochen ist. Sie bekommt eine Biopsie und täglichen Verband, sie ist sehr dankbar, da ihre Kinder sich nicht um sie kümmern können… Dann ein junger Mann mit einer aplastischen Anämie, dessen Blutzellen nur noch ein Minimalwert zeigen, ebenso das Hämoglobin, er sieht jedoch aus wie das blühende Leben…? Wir haben ihn zu einem Hämatologen nach Kalkutta verlegt… Die Not ist groß und Viele sind alleingelassen, hilflos und schutzlos.

Ungefragt...

 

Hier in Bolpur bekommt jede Frau im Regierungskrankenhaus gleich nach der Entbindung eine Kupferspirale in die Gebärmutter eingesetzt, um eine weitere Schwangerschaft zu verhindern. Die Mütter werden dazu nicht befragt und können dies auch nicht ablehnen. Da die Spiralen meist zu Schmerzen und Blutungen führen, werden sie sogleich zum Teil selbst von den Frauen wieder entfernt. Indien ist mittlerweile das bevölkerungsreichste Land, so wurde diese Strategie von oben angeordnet. Die Frauen sind jedoch offen für alternative Verhütungsmethoden und fragen diese auch an.

 

Wir haben auch ein neues Santal-Dorf in unser Gesundheitsprogramm aufgenommen, wobei unsere Sozialarbeiterin Soni, eine tüchtige Dorfhelferin ausgemacht hat, die gleich in unsere Dorfhelferinnengruppe gut aufgenommen wurde.

 

Ich kann auch immer nur staunen, wie wir Hand in Hand zusammenarbeiten und die Patienten versorgen können, dabei all die Schwierigkeiten meistern. Das geht nur an Gottes unsichtbarer Hand und in einem tiefen Vertrauen auf Sein Dasein.

„Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt,
das habt ihr mir getan.“
(Matthäus 25, 40)