Maria hilft - Lebensmut inmitten von Herausforderungen

 

August/ September 2023

 

Noch vor meiner Abreise nach Indien erhielt ich die traurige Nachricht, dass der Sohn unserer Köchin von einer Schlange gebissen wurde und nun bewusstlos im Krankenhaus liegt, obwohl schon 10 Antivenum-Injektionen (Schlangengift-Antiserum) verabreicht worden waren. Sowohl unsere Mitarbeiter, als auch unser indischer Kinderarzt setzten sich sehr ein, das Kind rasch in das nächste Universitäts-Krankenhaus zu verlegen, wo es dann noch 30 weitere Antivenum-Injektionen bekam. 

 

Ich nutzte die Chance, in einer Wallfahrtskirche bei Maria für dieses Kind zu beten. Am Abend berichtete mir mein Mitarbeiter, dass es dem Kind besser gehe und 3 Tage später konnte es wieder entlassen werden.

Wunder gibt es immer wieder

Ganz besonders mit unserer Patientin Basanti mit Brustkrebs Stadium 4. Sie wurde als hoffnungslos eingestuft und eine Therapie von einem onkologischen Zentrum abgelehnt. Nachdem wir den Onkologen überzeugten, dass wir auf Gottes Hilfe vertrauen, ließ er sich auf uns ein und bemühte sich sehr um ein Therapieschema, das nun bald ein Jahr läuft. Bei der letzten CT-Kontrolle hatten sich die Hautmetastase zurückgebildet und der Tumor ist erheblich eingeschmolzen. 

Patienten kommen zahlreich

Gleich nach meiner Ankunft kommen auch wieder zahlreiche Patienten und auch leider traurige Geschichten, wo die Armen keine Hilfe erfahren. 

 

Ein Mann mit einem Gallenwandtumor wurde im April 2023 in einem Krankenhaus diagnostiziert und damit nach Hause geschickt ohne weitere Therapieoption. Jetzt, vier Monate später, kommt er zu uns, wobei die Leber voller Metastasen ist und die Gallengänge wuchernd die Leber und Pankreas infiltrieren. Wir arrangieren gleich für den nächsten Tag einen Termin in einem gastrologischem Zentrum. Leider konnte die bessere Therapiechance im April nicht genutzt werden.

Ein langer Weg und viel Geduld

Rajesh, ein 7-jähriger Junge mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, wird von uns schon lange betreut. Die anfängliche Behandlung zum Lippenschluss hat die Mutter bei uns durchgeführt, dann war ihr die weitere OP zum Gaumenschluss nicht mehr möglich. Erst heut erfahren wir den Grund, sie hatte in dem chirurgischen Krankenhaus auswärts nichts zu essen bekommen und auch kein Geld, sich etwas zu kaufen. Ihr Mann hat sie verlassen und sie verdient als Haushaltshilfe nur ein kleines Gehalt, das gerade den Sohn und sie ernähren kann ohne Ersparnisse zu ermöglichen. Wir hatten Jahrelang uns bemüht, sie zu überzeugen, die 2. OP auch durchzuführen ohne zu ahnen, was sie hemmte. Natürlich können wir nun die Ernährungslage sichern und jetzt endlich den vollständigen Gaumenschluss in die Wege leiten... Jedoch kommt sie wieder nicht, obwohl alles in die Wege geleitet wurde.

Hilfe suchend…, Hilfe findend… 

Ein junger Mann erscheint mit einem mangelernährten Kind im Arm, das er nicht mehr ablegen kann, da es sich fest an ihn klammert. Die Mutter habe ihn verlassen und er weiß nicht wie er das Kind ernähren kann. Es stellt sich heraus, dass die Mutter krank wurde und er sie nicht zum Arzt bringen wollte… Wir geben ihm erstmals Säuglingsmilch und dann bieten wir an, Mutter und Kind bei uns aufzunehmen.

Wie das blühende Leben…

Lakhan wundert sich, dass wir ihn wieder (zum Bluttest) einbestellen und sieht blühend aus, nicht verstehend was für eine Krankheit er haben soll, es ginge ihm doch gut. Er hat eine Blutbildungsstörung (aplastische Anämie) und von allen Blutzellen nur eine ganz geringe Anzahl, die jederzeit lebensgefährlich werden kann.

Die Krankenhaus-Lizenz ist endlich da!

Wir bemühen uns seit Wochen um die neue Krankenhaus-Lizenz. Dafür müssen verschieden andere Lizenzen erneuert werden, zum Beispiel die Abfallbeseitigungs-Lizenz, was nun eine Kläranlage auf unserem kleinen Grundstück erfordert. Die Feuerbehörde wollte gleich einen Unterbodentank, so dass wir ein schwimmendes Krankenhaus werden könnten. Wir haben einige Punkte ausgeführt, was zumindest eine vorläufige Genehmigung erwirkte. Mit der Genehmigung bei der Gesundheitsbehörde erleben wir ähnliches. Das lange Warten macht Spannung, da wir offiziell keine Kinder stationär aufnehmen dürfen, sondern nur ambulant versorgen. Nach täglichen Anrufen und wiederholten Vorstellungen ist es dann soweit, wir halten unsere Lizenz endlich in den Händen.

Eine Zitrone? … leider zu teuer

Bei der Dorfsprechstunde sehen wir viele Kinder mit allergischen Hautausschlägen. Wir empfehlen, die Haut mit Zitronenwasser abzuwaschen, was jedoch schulterzuckend abgelehnt wird, da eine Zitrone mittlerweile 10 Rupien kostet (12 Cent), also zu teuer. Die Lebensmittelpreise haben in Indien enorm angezogen, worunter besonders die Armen leiden.

Eine Familie in Not

Unser Fahrer Hopna macht uns auf eine Familie aufmerksam, die gerade in seinem Dorf ankam und bitterarm ist. Wir fahren in das Dorf und finden eine Frau: Chumki mit vier Kindern, die mit wenig Habseligkeiten in einem Kuhstall hausen und ohne Einkommen, heißt ohne Essen sind. Es stellt sich heraus, dass Chumki nach der Heirat nach Chennai zog und dort mit ihrem Mann lebte, der dann an Corona verstorben war. Sie hat dort vier Kinder bekommen, alle zu Hause entbunden (vom Ehemann), da sie als trible ohne familiäre Kontakte in einem Dorf lebten. 

Nun hatte sie keinen Verdienst mehr und kehrte zurück zu ihrer Mutter, die sie als verschollen, bzw. Tod glaubte, da sie zehn Jahre nichts von ihr gehört hatte. Außerdem habe Chumkis Mutter auch ihre zwei Söhne verloren, am Blitzschlag und durch eine Infektion, und wohne jetzt bei der Schwiegertochter, die diese neuangekommene Familie nicht mehr aufnehmen und versorgen kann. Chumki hat keine Geburtsurkunde für die Kinder und selbst auch keine Ausweispapiere, womit sie Hilfe von der Regierung bekommen könnte. Nun versorgen wir sie erstmals mit Lebensmitteln, regelmäßig durch den Dorfladen und bauen ihr ein kleines Haus anstelle des Kuhstalles.

Wir stehen unter Wasser

In unserem Krankenhaus steht plötzlich nach einem Regenschauer das Arztzimmer unter Wasser. Wir suchen den Ablauf und schaufeln eine Sickergrube frei und pumpen das Wasser ab, jedoch müssen wir erkennen, dass aus dem Nachbargrundstück, wo sich in der Baugrube ein See gebildet hat, permanent Wasser nachläuft, und zwar im Schwall… 

So schnell können wir nicht pumpen wie das Wasser nachfließt. So heben wir eine größere Grube aus und besorgen eine stärkere Pumpe und dichten die Mauer zum Nachbarn vorerst mal ab. Wir hoffen den Nachbarn dazu zu bewegen, seine Mauer abzudichten und auch Wasser abzupumpen, damit wir nicht baden gehen!!!

Post-Covid – Armut und Chancenlosigkeit bleiben

Besonders nach Corona finden wir viele verlorene Familienbindungen. Armut und Chancenlosigkeit auf eine Arbeit treiben Familien immer wieder auseinander. Rasmoni, eine 50-jährige Frau mit Atemnot wegen eines Lungentumors wird von ihrer Tochter zu uns gebracht. Ausgehungert müssen wir sie erst einmal ernähren und erfahren, dass ihr eigener Sohn sie krank vor die Türe gesetzt hat. Ihre Tochter durfte sie auch nur in das Haus der Schwiegereltern aufnehmen, da sie mit Feldarbeit Geld verdient. Wir versorgten Rasmoni palliativ und sie starb auch bald darauf. Nun erscheint die Tochter, da sie Geld benötigt, um das Grab am Dorfrand zu bezahlen. Die übrige Familie lehnt jegliche Unterstützung ab. Wir können zwar das Geld dafür geben, fühlen uns aber sehr traurig, dass diese Frau so wenig Liebe erfahren hat…, wo die Armut post-Covid noch stärker zu spüren ist.

Müttern in Liebe begegnen – und hopp wieder auf die Beine!

Mansumi, 2 ½ Jahre, war an einer Tuberkulose-Meningoenzephalitis erkrankt und wurde bereits aufgegeben und war mit Ernährungssonde aus dem Krankenhaus entlassen worden. Dennoch hat sie sich langsam erholt, war jedoch deutlich in der Entwicklung zurückgeworfen und konnte nicht mehr laufen. Bei uns im Krankenhaus ist sie in der Spielgruppe langsam aufgetaut und hat dann motoviert durch die anderen Kinder mit Hilfe eines Balles wieder die ersten Schritte geübt, was mit Trommelschlägen der anderen Kinder begleitet wurde… Mit Freude lernt es sich leichter! 

Die Mütter, dankbar um die Spiele-Anregung und Mobilisierung ihrer Kinder, schenken mir zum Abschied ein Rosen-Herz!

 

Dankbar um die gut gefüllte Zeit und die Hilfe, die wir unseren Patienten geben durften, lege ich es zu Maria – die als Schutzpatronin heilsam vor unserem Krankenhaus steht.