Schicksale wenden können
Bericht Februar 2022
Impfungen werden gut angenommen
Mittlerweile wurden allen Dorfbewohnern eine Impfung gegen Covid 19 angeboten, so dass die Impfquote im Dorf im Januar 2022 bei der Erstimpfung als hoch und bei der Zweitimpfung für ältere Menschen als gegeben angesehen werden kann. Laut den Dorfhelfern waren jedoch fast alle Dorfbewohner mit einer leichten grippalen Welle infiziert- zuerst die Mütter danach die Kinder. Eine Coronatestung war nicht möglich gewesen. Vereinzelt wurden Dorfbewohner getestet mit meist positivem Ergebnis. Wir hatten unsere Ambulanz ins Freie vor das Krankenhaus verlegt und konnten so die vielen Patienten gut versorgen.
Purnima, 17 Jahre, Herzinsuffizienz
Purnima ist 17 Jahre als sie an einer Infektion mit Herzinsuffizienz mit Herzbeutelerguss und drohender Herz-Tamponade erkrankte. Der Bauch füllte sich immer mehr mit Flüssigkeit. Ihr Vater war vor einigen Jahren verstorben und die Mutter war mit 5 Mädchen zurückgeblieben. Alle außer Purnima waren schon verheiratet. Die Mutter arbeitet immer wieder als Tagelöhner auf einem Feld, jedoch hat sie eine Muskelschwäche im Schulterbereich, wodurch die Feldarbeit erschwert ist. Um die anfallenden Arztkosten und Untersuchungen zu decken, hat sie ihren ganzen Besitz, ein kleines Stück Land für ca.500€ verkauft und nun besaß sie nichts mehr. Als das Geld zur Neige ging, schickte der letztbehandelnde Arzt, Purnima als gesund nach Hause. Ganz verzweifelt kam sie zu uns. Unser Kardiologe diagnostizierte diese Herzbeutelverklebung, die operativ entfernt werden musste, was eine höhere Summe Geld kostet. Dann versuchte die Mutter Purnima an eine staatliche Krankenversicherung anzuschließen, die erst verwehrt wurde, da in ihrem Dorf der Name ein 2. Mal auftauchte und an diesen bereits eine Karte vergeben worden war. Nach erneuter Intervention wurde dies aufgeklärt und sie erhielt die Versicherung. Im Krankenhaus wurde diese jedoch abgelehnt, da die Kosten für diese Herzoperation damit nicht gedeckt sind. Die Mutter ist ganz verzweifelt und befürchtet, dass ihr Kind nun sterben muss. Wir konnten ein Herzzentrum in Kalkutta ausfindig machen, wo Shining Eyes die Kosten direkt übernehmen kann.
Es ist sehr berührend zu spüren, wie wir von Gottes Hand gelenkt werden, nach seinen Armen zu schauen und für sie zu sorgen. Diese Führung ist deutlich wahrnehmbar. Es ist wie ein Wunder, wenn aus einer ausweglosen Lage, wo das Leben zu enden scheint, es wieder aufblühen darf. Die Mutter von Purnima war nach der OP nicht wieder zuerkennen, voller Freude und Dank.
Tuhin Murmu, 9 Jahre, rheumatisches Fieber und Herzklappendestruktion
Tuhin kam im September 2018 zu uns mit einem rheumatischen Fieber, Knieschwellung und war schwer krank durch eine begleitende Herzentzündung. Er kam mit seiner Mutter aus einem entfernten Nachbarstaat und war schon in einem Krankenhaus gewesen, wobei alle Geldreserven aufgebraucht waren und die Diagnose nicht geklärt werden konnte. Sie hatten durch einen Patienten von uns gehört und machten sich auf den Weg zu uns. Leider waren auch 3 Herzklappen angegriffen und es kam zu einer zunehmenden Herzinsuffizienz. Sein Vater ist gelähmt und arbeitslos, die Mutter verdient mittels Arbeit in einem Steinbruch das Nötigste für die fünfköpfige Familie. Sie wohnen in einer sehr kargen Gegend, wo Dürre und Wassermangel herrschen. Tuhin wurde bei uns von unserem Kardiologen mitbetreut und erholte sich gut, jedoch wurde die Herzinsuffizienz stärker und er benötigt dringend eine Herzoperation. Wir hatten ihn in ein kardiologisches Zentrum in Kalkutta geschickt, wo er dreimal aufgenommen wurde, jedoch ohne gewünschte Operation. Erst nur zur Diagnostik, dann hatte er sich im AC des Intensivzimmers erkältet und dann war seine OP an den hohen Kosten gescheitert. Wir wollen diese Kosten nun übernehmen, da er wieder zu uns stationär kam, sehr abgemagert und nun doch dringend operiert werden muss.
Monika Hamrum, 5 Jahre, Lymphknoten-und Lungen TB
Sie kam ganz abgemagert und mit hohem Fieber zu uns in die Ambulanz. Ein Lymphknoten am Hals war vergrößert und schon nekrotisch zerfallen. Sie hatte sowohl eine Lungen- als auch Lymphknotentuberkulose. Ganz rasch hatte sich die Erkrankung bei ihr ausgebreitet. Wir begannen eine Tuberkulose Therapie und recht schnell hatte sie sich erholt und auch wieder an Gewicht zugenommen und wir durften sie fröhlich bei uns wiedersehen.
Schulen öffnen nach 2 Jahren wieder
Ab 7. Februar wurden die meisten Schulen nach 2 Jahren wieder eröffnet, vorerst ab Klasse 5. Die Privatschulen hatten ihren Unterricht online weitergeführt, was jedoch für die Dorfschulen nicht möglich war. So fehlt diesen Kindern der Anschluss, vieles wurde vergessen und muss nun neu wieder einstudiert werden. Im indischen Schulsystem ist der Lehrer nicht ausreichend, um den Kindern einen erfolgreichen Klassenabschluss zu ermöglichen, es muss zusätzlich Nachhilfe organisiert werden, um den Anschluss zu bekommen, was jedoch kostspielig ist und nicht für jeden möglich.
Auch die Arbeitslage ist sehr dürftig, wir treffen im Dorf einen jungen Mann, der in Südindien auf dem Bau, mit gutem Verdienst arbeitet und jetzt eine Stelle in einer Druckerei hat. Er ist gerade auf Heimaturlaub für 5 Tage. Drei Tage Zugfahrt muss er unternehmen, um seine Familie mit 2 kleinen Kindern wiederzusehen.
Viel Regen lässt unsere Gärten gedeihen
Der ungewöhnlich viele Regen hat einige Reispflanzen zertsört. Jedoch unsere Gemüsegärten waren darunter sehr prächtig gediehen und werden z.t auf den Reisfeldern nun ausgweitet.
Erfolg unserer Zusatznahrung und unserer Langzeit-Eisentherapie
Unser Ernährungsprogramm ist gut angenommen und unsere Eisentherapie ließ den Hämoglobinwert der Kinder erfolgreich ansteigen. Inmitten der Pandemie im Sep´20 waren 80% unserer Dorfkinder unter 3 Jahren von einem Hb-Wert unter 10g/dl betroffen, litten also an moderater bis schwerer Anämie. Nach einem halben Jahr täglicher Gabe von Eisentropfen und Nutrimix (Linsen-Weizen-Milch Porridge mit Gemüse oder Obst aus dem Küchengarten) fiel die Anämierate auf 50%. Nach einem gesamten Behandlungsjahr belief sich die Anämierate im Sep´21 nur noch auf 20%. Die Kinder essen dabei den ganzen Brei, ca. 250-500g auf.
Priester und Arzt
Am Sonntag ruft mich unser Priester an, in einem Dorf sei eine schwer kranke Frau und die Angehörigen stehen nun weinend vor ihm. Ob ich nicht mit ihm nun in dieses Dorf fahren könne. Also fahren wir gemeinsam hin und ich erkenne eine mir bekannte Frau mit einer Krebserkrankung. Die Angehörigen hielten ihre letzte Stunden für gekommen, jedoch konnte ich in ihren Augen und an ihren Bewegungen erkennen, dass noch Lebenskraft in ihr steckte. Am nächsten Morgen fuhren wir sie mit unserem Ambulanzauto ins Hope hospital nach Kalkutta, wo eine schwere Niereninsuffizienz mit Anämie erkannt wurde und sie auch gleich eine Bluttransfusion und Dialyse erhielt. Erstaunlich rasch erholte sie sich und wird auch bald wieder entlassen werden können. Vor diesen Wundern, die Gott wirkt, können wir nun staunen!
11-jähriges Jubiläum von unserem Gesundheitszentrum St. Mary
Tief berüherend und unerwartet war die Zusammenkunft mit unseren Healthworkern am Jubiläumstag. Wir hatten sie eingeladen, um ihnen anlässlich unseres 11-jährigen Krankenhaus-Jubiläums, Saris zu schenken. Sie saßen vor der Mariengrotte außen und waren eine schöne Gemeinschaft. Als ich nach einem tradionellen Santalsong fragte, fingen sie an zu singen, was mich mit tiefem Frieden und Harmonie erfüllte. Als ich nach der Übersetzung fragte, erfuhr ich, dass es einem Schöpfungspsalm glich, wo Natur, Mensch und Tier in Schönheit und Frieden miteinander leben.
„Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25, 40)