Coronavirus – Lockdown in Indien

Mai 2020

 

Coronakrise

Im Rahmen der Coronakrise mussten wir unsere Volontäre (Kinderärztin Andrea, Hebamme Astrid und Ernährungsstudentin Hanna) mit dem Rückholprogramm mit Hilfe des deutschen Konsulates vorzeitig nach Deutschland zurückbringen. Rechtzeitig haben wir sie noch aus Bolpur herausgeholt, bevor alle Verbindungsstraßen gesperrt waren und mit Schlagstöcken von Seiten der Polizei die Isolierungs-Regeln eingefordert wurden. 

Die Corona Ausgangsperre bewirkt nun, dass niemand in ein Dorf hinein- bzw. hinaus kann. Das bedeutet, dass sich viele Dorfbewohner nicht mehr als Tagelöhner verdingen können und damit kein Einkommen für die Familie hereinkommt. Es werden nun von Seiten der Regierung Nahrungsmittel verteilt, 2kg Reis und 3 kg Weizen pro Kopf und Monat, eine Maske und eine Seife pro Familie, was jedoch nicht ausreicht. Die Felder sind bei 40 Grad ausgetrocknet und es gibt kaum Gemüse auf den Feldern. 

Unsere Dorfhelfer können zum Glück im Dorf weiterwirken und von Haus zu Haus gehen und die Situation erfahren, wer krank ist und wer Hunger leidet. Nach mehreren Besuchen bei der Polizeistation und dem Landratsamt haben wir mündlich die Genehmigung bekommen unsere 33 Dörfer mit unserem Koordinator anfahren zu dürfen, um dort für alle Kinder täglich eine Getreide-Linsen-Milch-Instant-Mischung als Zusatznahrung abzugeben. Die Pulver Mischung bereiten wir in unserem Krankenhaus zu, wofür nun alle verbliebenen Mitarbeiter anpacken…mit großer Freude, dass sie helfen können. 

 

Auch dürfen wir weiter Saatgut im Dorf verteilen, sodass in 4 Wochen wieder Gemüse im Küchengarten wachsen kann.

Bis jetzt sind in unserem Distrikt keine Corona Fälle aufgetreten, aber es wird auch nicht getestet, da es in unserer Stadt und weiteren Umgebung keine Testsets und Testlabors gibt.  So bleibt die Erkrankung unerkannt und wird weitergegeben. Das staatliche Krankenhaus hat eine Fieber-Husten Ambulanz eingerichtet, jedoch können sie bei Verdachtsfällen nur eine strenge Quarantäne verordnen. Beatmungsmöglichkeiten gibt es keine in unserer Stadt und im weiteren Umfeld. So bleibt die Ausbreitung der Covid19 Erkrankungen unerkannt.

Nachdem in Indien eine Ausgangssperre für alle verhängt wurde, mussten auch wir unsere Ambulanz des Krankenhauses schließen, konnten jedoch unsere TB Patienten weiter stationär behalten. Unser Krankenhaus-Team arbeitet täglich weiter und kommt bis jetzt gut mit den Ausweiskarten als medizinisches Personal durch die Straßensperren. Kranke Patienten im Dorf können wir über unsere Dorfhelfer mit Medikamenten versorgen. Auch chronisch kranke Patienten können weiterhin ihre notwendigen Medikamente bei uns abholen, müssen jedoch mit unserem Ambulanzauto gefahren werden.

Auch die Ärzte bleiben zu Hause

Die lokalen Ärzte bleiben zuhause und verrichten nur einen Notdienst im staatlichen Krankenhaus. Sie bleiben für unsere Patienten unerreichbar. Wir versuchen mit unserem verbliebenen Team im Krankenhaus, die Kranken zu versorgen. So wirkt sich nun die langjährige medizinische Fortbildung positiv aus.

Haut-Tuberkulose

Seit längerer Zeit haben wir eine junge Frau  in unserem Krankenhaus, die seit einem Jahr an einem wulstartigen Tumor an ihrem linken Fuß litt. Zunächst ging sie zum Medizinmann im Dorf. 

     

Dies brachte jedoch keine Besserung, vielmehr ulzerierte der Fuß weiter eitrig und übelriechend. Hilflos schickte der Ehemann sie nach Hause zu ihren Eltern zurück, wo unsere Dorfhelferin sie entdeckte und dann zu uns brachte. 

Unsere Volontärärztin vermutete eine Haut-Tuberkulose, was sich dann auch in der Biopsie  bestätigte. Durch reichlich desinfizierende Maßnahmen hatte sich die Wunde zunehmend verbessern können, sodass eine lokale antituberkulöse Therapie dann zur Ausheilung führte…dankbar und glücklich war sie bei uns. Während ihres Aufenthaltes hatte sie einem kleinen stationären Mädchen bei uns Lesen und Schreiben beigebracht, welches bis jetzt aus Armut noch nicht zur Schule gehen konnte, da sie keine Geburtsurkunde besitzt.

Unsere Kinder im Krankenhaus grüßen dankbar, dass sie bei uns versorgt und behandelt werden in dieser schweren Zeit. 

 

„Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan" (Matthäus 25, 40)