Bereits 9 Jahre durften wir nun Teil der Wunder Gottes sein

Februar 2020

 

Die Hoffnung auf Heilung bringt Patienten von weit her

Uns werden schwerst kranke Patienten direkt vor das Krankenhaus „gekarrt“, in der Hoffnung, dass wir nun Wunder wirken können. 

Dulali, eine 45-jährige Frau mit aufgedunsenem Gesicht, einem wassergefüllten Bauch und dicken Beinen wird uns vor die Türe gelegt. Vermeintliche Angehörige sind dabei, aber keiner kann nähere Auskunft geben. Es stellt sich heraus, dass die Frau aus einem anderen Bundesstaat kommt und dass sie es gerade noch zu den Verwandten geschafft hatte. Diese brachten sie ins städtische Krankenhaus, von welchem sie als hoffnungslos eingestuft und entlassen wurde. Wir wollen sie in ein Unikrankenhaus bringen. Jedoch muss ein Verwandte dabei sein, sonst erfolgt keine Aufnahme... bereits daran droht es zu scheitern, da niemand mitgehen kann…Sie wollen jemanden suchen, was durch unser Insistieren auch gelingt. Wir können sie notfallmäßig röntgen und sehen noch einen großen Lungenerguss. Unser bewährter Mitarbeiter Nilu  fährt dann mit und regelt die Aufnahme. Nun hat Dulali trotz erschwerter Atmung ein dankbares Lächeln auf dem Gesicht. Im weiteren Verlauf wird sie aufgrund einer Nierenerkrankung behandelt und  Nilu steht ihr stets zur Seite.

Ein Priester aus der nächsten Stadt schickt uns 2 schwer abgemagerte Frauen, die eine mit sichtbaren  Knoten in der Schilddrüse und die andere mit einem riesigen Tumor im Bauch. Hilflos bleiben sie zuhause, aus Angst vor dem Krankenhaus, wo sie zumeist doch nicht gehört werden.…Einmal wieder ist unser Hope-Hospital in Kalkutta die Anlaufstation, in welchem wir solche Patienten gut versorgt wissen dürfen. Wir sind sehr dankbar für dieses kleine christlich arbeitende Krankenhaus, welches uns mittlerweile schon Belegbetten bereit hält.

Das Teilen von Wissen ist der Schlüssel zur Veränderung der Wahrnehmung und des eigenen Tuns

In unser Krankenhaus haben wir aus einem Dorf alle mangelernährten Kinder mit Müttern zur Rehabilitation und Schulung aufgenommen. Manche Kinder können kaum etwas essen, da sie es nicht gewohnt sind, mehrere Mahlzeiten am Tag einzunehmen. Meist sind die Mütter auf dem Feld und lassen die Kinder bei den Geschwistern zurück und versorgen sie lediglich mit Trocken-Puff-Reis über den Tag -der sehr beliebt ist, jedoch kaum Nährstoffe enthält. Am späten Abend wenn die Mutter zurück kommt, muss sie erst Feuerholz sammeln, um dann den Reis lange zu kochen. Somit wird das Abendessen erst spät serviert, und nicht selten verschlafen die Kinder das Essen. Selbst wenn das Kind noch nicht schläft, bekommt oft nur der Vater einen Teller mit Essen, wobei sich das Kind an diesem Teller dann selbst bedienen muss. Das Füttern des Kindes insbesondere von einem separaten Teller, ist eher unüblich sobald das Kind alleine Essen kann. Dadurch, dass es keinen eigenen Teller hat, bleibt unklar wie viel das Kind wirklich isst. Zudem ist aufgrund der langen Hungerphasen über den Tag der Appetit beim Kind nicht ausgeprägt und das Interesse am Essen nur gering. So müssen wir auch bei uns auf der Station, die Kinder motivieren, dass die Mahlzeiten verspeist werden. Ebenso werden auch die Mütter in Hygiene und der Wichtigkeit wertvoller Nahrungsmittel geschult. Dieses Mal hatten wir auch ein 5-jähriges mageres Kind dabei, das permanent gegessen hat und die betreuende Oma in Freude versetzte.

Volontäre treu mit uns

An Volontären hatten wir dieses Mal eine Ernährungsstudentin Hanna bei uns, welche die Mütter in gesunder Ernährung anleitete, eine Kinderärztin – Andrea, zu unserer tatkräftigen Unterstützung und unsere Krankenschwester Clara (zum 3. Mal bei uns), welche die Dorfschulungen von unseren Dorfhelfern mit Hausbesuchen wieder in Schwung brachte, nachdem uns die Sozialarbeiter davongelaufen waren. Weitere Unterstützung kam auch von weit her, ...meine deutsche Kollegin in der Praxis hat für unsere Kinder Söckchen und Mützen gestrickt, die dankbar bei der Kälte sofort genutzt wurden…

Tuberkulose versteckt sich gut, doch erfahrene TB Ärzte stehen unterstützend an unserer Seite

Kinder geplagt von chronischem Husten, entpuppen sich immer wieder als eine Tuberkulose (Tb), die sich im Sputumtest oft nicht nachweisen lässt. Wir hatten dieses Mal eine erfahrene Tb Ärztin aus Kalkutta bei uns, die alle unsere Tb Kinder anschaute und therapeutisch zur Seite stand. Da sie unentgeldlich für uns arbeiten wollte, hatten wir eine Überraschung für sie vorbereitet und nahmen sie mit in ein Santaldorf, wo die Frauen einen traditionellen Tanz für sie und ihrer radiologischen Kollegin vorbereitet hatten, was für die beiden ein besonderes und freudiges Erlebnis war. Sie haben Bananen und Orangen an die Kinder verteilt.

Verbrennungen zeichnen Narben für die Ewigkeit

Susmitra mit dicken Wundnarben am Bein ist mit ihrem kranken Kind bei uns im Krankenhaus. Die Mutter hatte sich vor einem Jahr an einer Feuerstelle in ihrer Hütte das linke Bein verbrannt und nun sind dicke einreißende Narben zurückgeblieben, die sie das Kniegelenk nicht mehr beugen lassen. Sie lebt im Dorf mit ihrem Mann und Schwiegereltern zusammen. Der Mann zeigte sich über Monate mit einem abnormalen Verhalten und wollte sich immer wieder im Dorfteich ertränken und wurde dann in der Hütte angebunden. Die Frau musste nun den Unterhalt verdienen. Es entstand die Meinung, ein böser Geist lebt in dieser Hütte, so dass sie zu einem Santalpriester gingen, der mittels Gebetsritualen den Geist vertreiben wollte. 

 

Tatsächlich wurde der Mann wieder gesund. Als die Frau eines Tages Feuer machen wollte und das Holz nicht brennen wollte, goss sie Kerosin in die Feuerstelle und es brannte dann lichterloh, auch ihr Sari, der die Feuerstelle am Boden streifte...Sie konnte ihn nicht schnell genug entfernen, so dass die ganze Haut verbrannt war. Die Angehörigen wollten dann helfen, indem sie dreckiges Teichwasser mit Erde auf die Wunde schmierten. Unter Schmerzen und großer Wundinfektion heilte es dann ab, nachdem noch der dörfliche Medizinmann, Heilkräuter auf die Wunde auflegte und schließlich dann doch ein Arzt aufgesucht wurde…. So entstand nun eine elefantenartige Panzerhaut. Wir konnten eine Hauttransplantation zu diesem späten Stadium noch organisieren, da sie immer weniger beweglich wurde und ihr Kind nicht gut versorgen konnte.

Familienplanung ist ein weiterer Schlüssel, um Armut zu bekämpfen und Patienten wachsen zu wertvollen Assistenten heran

Am morgen als ich ins Krankenhaus fuhr, kommt mir gleich von unserer kleinen Patientin Chobi die Mutter entgegen und gestikuliert heftig...jedoch kann ich ihr Anliegen nicht aus ihr hervorlocken. Erst unsere Patienten (Robin 16 Jahre und Pattu 9 Jahre) können mir vermitteln, worum es geht...sie wissen genau Bescheid! Nun hat die Mutter schon 4 Kinder und kann sie nicht versorgen...das reicht jetzt! Ich solle doch bitte eine Sterilisierung veranlassen. Das stand eh auf meinem Therapieplan. Außerdem sollten ihre Kinder noch geimpft werden, jedoch haben sie keine Geburtsurkunde, damit sind sie nicht registriert und haben keinen Zugang zur staatlichen Gesundheits-Vorsorge. Jedoch können wir dies organisieren...Als es zur Impfstelle mit dem TukTuk losgehen sollte, setzte sich noch rasch unser Robin dazu, um der Mutter auch außerhalb Beistand zu leisten…kaum zu glauben, wie dieser junge TB Patient nun zu einem wertvollen Assistenten im Krankenhaus wird.

Die Schulungen zeigen erste Erfolge

Wir waren in 21 Dörfern unterwegs, um alle Kinder unter 5 Jahren und alle Schwangeren zu untersuchen, wie sie sich unter unserem Gesundheitsprogramm mit Mütter-Schulung, Kinder Zusatznahrung (nutrimix= Getreidebrei mit Gemüse/Obst), Gemüsegarten und Hausbesuchen durch unsere Sozialarbeiter entwickelt haben. Zusammen mit einem lokalen, biologisch orientierten Landwirt –Srikanta und seinem Team, der jeder mangelernährten Familie einen Gemüsegarten ermöglichte, durften wir die Früchte ernten. Die Blutarmutsrate hat sich von etwa 75% auf 30% gesenkt und die Mütter kommen jetzt rasch zu uns ins Krankenhaus, wenn die Kinder insbesondere die Säuglinge krank sind und warten nicht ab, was die Natur und der Erreger daraus macht. Somit erfahren die Mütter hautnah, wie sich ihre Kinder unter verbesserten Ernährung und Hygiene  gesünder entwickeln und  sind bereit,  selbst mehr Verantwortung für ihre eigenen Kinder zu übernehmen und den Armuts-Generationszyklus zu unterbrechen.

Jubiläum- 9 Jahre St. Mary Krankenhaus

Diese Mal wollten wir ganz im Kleinen und nur mit unseren Patienten feiern, was zu einem großen Glücksmoment wurde. Unbemerkt haben die Kinder unter Anleitung der Krankenschwestern, Gedichte, Theater und Tanz einstudiert. Sogar unsere Volontäre haben mitgetanzt. Alles was sie von unserer Fürsorge für sich verstanden haben, wurden in ein Theaterspiel gepackt…Unglaublich  und berührend wie diese einstmals todgeweihten Patienten nun voll Freude und ausgelassen ihre Lebenskraft zum Ausdruck bringen. Das ganze Krankenhaus einschließlich Personal und Ärzte erscheint wie eine Großfamilie, was auch meine Mitarbeiter zur Rührung bringt, weil sie so etwas im indischen Kontext nicht kennen…man lebt nur in der eigenen Familie auf….schön, wenn diese Mauer aufgebrochen wird und die Welt dadurch reicher wird, indem man sich seinem Nächsten zuwendet...dies geht nur mit Gottes Einwirken, indem wir unsere Hände Ihm hinhalten.

„Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“

(Matthäus 25, 40)

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