Not erkennen... Zukunft geben...   7 Jahre Kinderklinik

Februar 2018

Unsere stationäre junge Krebs-Patientin Pani weint ganz aufgelöst und will in der Nacht über das Dach aus dem Haus klettern. Sie hat am Handy gehört, dass ihr Ehemann im Dorf im angetrunkenen Zustand die Tochter geschlagen hat. Durch ihre schwere Erkrankung, die seit Monaten mehrere auswärtige Chemo-Radiotherapien nötig machten, hat sich das Familiengefüge verändert. Der Ehemann arbeitet nicht mehr und trinkt seinen Kummer herunter, beide Kinder haben die Schule verlassen, der 10-jährige Sohn ist allein zuhause und die 16-jährige Tochter arbeitet auf Reisfeldern, um die Familie über Wasser zu halten…

Nun ist unsere Sozialarbeiterin mit ihr zusammen in die Schule gegangen, um den Sohn wieder anzumelden und die Tochter wollen wir bei Ordensschwestern zur Nachschulung schicken und Mutter und Tochter eine Schneiderlehre anbieten. Noch steht es auf wackeligen Beinen, jedoch hoffen wir nicht nur die Krankheit zu besiegen, sondern auch der Familie wieder eine Zukunft zu ermöglichen.<< Neues Bild mit Text >>

Neue Wasserpumpe

Bei unserem ersten Dorfbesuch fallen die Kinder wieder mit vielen kleinen braunen anheftenden Flecken auf… Mittlerweile ist mir dies bekannt, dass bei Kälte (um die 5 Grad nachts ohne Heizung) die tägliche Wäsche ausfällt und die warmen Pullover am Leib bleiben…. Und der Dreck eben festklebt…

Also besorgen wir Seife, Bürsten und Nagelscheren, dazu noch warme Decken und in einer  fröhlichen Dorfwaschaktion wird dem Dreck auf der rauen Kinderhaut der Garaus gemacht… Auch planen wir eine zusätzliche Wasserpumpe zu bohren in diesem Dorf, um den akuten Wassermangel zu beheben… Diese wurde noch vor meiner Abreise fertiggestellt!

Plötzlich ohne Geld...

Ganz verzweifelt sitzt eine Frau mit 2 Kindern vor uns und erzählt wie ihr Mann vor einigen Tagen plötzlich gestorben sei. Nun habe sie kein Geld mehr und auch nichts mehr zu essen. Keiner der Nachbarn würde nach ihr schauen. Wir wollten Frau und Kinder aufnehmen, doch hatte sie Sorge, dass ihre Hütte vom Bruder des Verstorbenen dann belegt wird. Also arrangierten wir im Dorfladen, dass sie auf unsere Kosten Reis, Öl und Gemüse usw. einkaufen kann um zu überleben… Auch sie wollen wir für eine Handarbeit weiterbilden, damit sie nicht in einer Ziegelei arbeiten muss, um ihren Unterhalt zu verdienen.

Aufklärungs-Programm

In 12 Dörfern untersuchen wir alle Kinder unter 3 Jahren auf Mangelernährung und Anämie. Auch Kinder mit Herzfehler und neurologischen Auffälligkeiten wollen wir herausfinden. Die mangelernähren Kinder bekommen eine Porridge-Mahlzeit, einen Weizen-Linsen-Milchbrei mit Gemüse aus den angelegten Gemüsegarten, das hat unser Dorfbauer Nilu unter der Anleitung von den Biobauern Anne und Rolf Bucher initiiert.

Wir haben nun auch Linsen-und Getreidefelder in den Dörfern angelegt, damit dieser Brei aus der Ernte selbst hergestellt werden kann. Bei der Dorfdemonstration von Nutrimix konnten wir erleben wie hungrig die kleinen Kinder unter 1 Jahr diesen Brei ganz aufgegessen hatten. Uns erzählen die Mütter stets, dass ihre Kinder den angebotenen Reis pur nicht essen wollten…

Also fehlt es an Wissen und Angebot der richtigen Säuglingsnahrung. Diese Lücke wollen wir nun dringend schließen, damit die entscheidenden ersten 1000 Lebens-Tage mit genügend Eiweiß, Mineralien und Vitaminen angefüllt werden kann, um eine ausreichende Gehirnreifung und gesunde Organ-Entwicklung zu ermöglichen.

Dazu führen wir regelmäßige Dorf-und Hausbesuche durch, um unter Anleitung und Schulung unserer Sozialarbeiterin die Ernährungsgewohnheiten zu ändern… Dies ist ein langer Prozess, aber lohnt sich und macht auch den Müttern Freude…

7-jähriges Krankenhausjubiläum - lasst die Kinder zu mir kommen

Am 11. Februar feierten wir 7-jähriges Bestehen unseres Krankenhauses und haben dazu 85 ehemalige Patienten sowie Mütter und Kinder in schwierigen Lebenssituationen aus den Dörfern zu ums eingeladen. Draußen im Vorhof vor der Mariengrotte haben sich die Frauen zu einem Kreis formiert und ihre Santal-Tänze aufgeführt, begleitet von männlichen Trommlern und Sängern.

Unsere Krankenschwestern haben ebenfalls ihre festliche Santal-Tracht angezogen und sahen wie verzauberte schöne Damen aus. Die Kinder haben sich unabgesprochen unter Mariens Schutz gestellt direkt vor der Grotte in meinen Armen… So hat die einstige Berufung aus Lourdes von Maria - lasst die Kinder zu mir kommen - ein sichtbares Bild angenommen….

Es war ein ausgesprochen friedvoller und harmonischer Moment, der alle erfüllt hat. Anschließend haben wir neue Saris und Hemden verteilt und es gab für alle ein reichhaltiges Mittagessen…. Ein schönes Fest -der Gastgeber: Jesus!

Herzkinder OP-Screening

Unser Kardiologe Dr. Nurul hat ebenfalls wieder ein ECHO-Screening all unserer eingesammelten Kinder (20 an der Zahl) mit vermutetem Herzfehler durchgeführt und unter ihnen 7 Kinder mit schweren Herzfehlern entdeckt, die dringend eine Operation brauchen. Vier Kinder kamen gleich auf die Operationsliste in einem Herzzentrum, in dem er arbeitet. Schon im letzten Quartal waren 3 unserer Kinder von ihm operiert worden, wo eine Mutter nun vor Freude Tränen in den Augen hatte, da ihr Kind jetzt gut gedeiht und aufblüht.

OP? Nein danke...

Der 7-jährige Surendranath hat sich seine Finger in eine Reisschneide-Maschine eingeklemmt und dabei den 4. Finger zerquetscht. Wir brachten ihn ins Hope Hospital nach Kalkutta, wo er gut versorgt wurde, jedoch ein deutliches Veto vom Vater kam, nichts zu amputieren. So mussten die Nekrosen vereitern und eine vorschreitende Osteomyelitis begann in den Fingerknochen.

Nachdem er wieder bei uns war, brachten wir ihn zu einem Chirurgen und Orthopäden, die eine Teilresektion erwogen… Jedoch war nichts zu machen, Vater und Sohn weigerten sich vehement sich einer OP zu unterziehen. Solange wir ihn bei uns hatten und antibiotisch i.v. behandeln konnten, kam es zu einer langsamen Rückbildung der Vereiterung.

Dann gingen sie zurück ins Dorf, da es Feste zu feiern gab… Bei den täglichen Verbandswechseln hatten wir ein großes Dilemma: die Vereiterung am Grundgelenk begann wieder und einzelne Knochenteile wurden vom Körper abgestoßen…, das beeindruckte die Familie nicht…, eine OP kam nach wie vor nicht in Frage….

Unsere Berufung...

Bei der sonntäglichen Messe waren viele Internatskinder in der Kirche… So viele waren erkältet und husteten.. Ich dachte mir, die sollten doch am besten zu uns kommen. Nach der Messe sprach ich den jungen Priester darauf an. Zuvor hatte er mir ein Wandgemälde, wo Jesus mit Kindern beisammen sitzt, an der neugebauten Kirche erläutert, mit dem Hinweis: lasst die Kinder zu mir kommen! Genau das ist ja unsere Berufung!

Zwei Tage später erschien er am frühen Morgen mit einer großen Schar von Kindern, die ich doch untersuchen sollte… Ich war ganz glücklich… Eine Woche später sprach er mich darauf an, ob ich denn nicht bemerkt hätte, dass nun nicht mehr so viele Kinder in der Kirche husteten… Unter dem Segen Jesu geschieht so viel Führung und Heilung, die wir tagtäglich erfahren dürfen.

Aufklärung für unsere jungen Frauen

Wir hatten diesmal wieder unsere vertraute Kinderkrankenschwester Martina dabei, die in den Dörfern ein Familienplanungsprogramm mit Aufklärung des weiblichen Zyklus der Frauen durchführte. Viele der Frauenthemen kamen zu Sprache und sie waren froh und dankbar, so ein geschütztes Forum zu haben, wo sie all ihre Fragen anbringen konnten.

Wir bekamen ein wunderschönes handgearbeitetes Frauenmodell von einer Sozialarbeiterin von Profamilia Ludwigsburg mit, das nun in einer reichen Bildergeschichte in ihrem Kulturverständnis demonstriert wurde. Unser lokaler Gynäkologe, zu dem wir die Frauen in der Regel hinschicken als auch ein junger neuer Gynäkologe wollen ab April Screening-Untersuchungen mit Krebsvorsorge bei unseren Frauen durchführen.

Bleibend im Herzen

Bleibend im Herzen ist mir eine Mutter mit einem behinderten Kind, die ganz verzweifelt mit ihm und ausgehungert zu uns kam. Durch die Hilfe und Zuspruch unserer Schwestern aß das Kind gut und die Mutter kam in ein liebevolles Zwiegespräch mit dem Kind, das sie immer nur anlächelte und sich über jede Ansprache freute.

Unliebsame Überraschungen bleiben nicht aus: unsere gut eingespielte und vertrauensvoll angenommene Sozialarbeiterin Pampa, die seit 5 Jahren mit uns arbeitet, hat uns von heute auf morgen verlassen, da sie eine Regierungsstelle angeboten bekam.

Wir haben sie so gut ausgebildet, dass sie die Prüfung für eine angebotene Tuberkulose-Beratungsstelle bestanden hat…. Diese Entwicklung müssen wir immer wieder hinnehmen, da so eine Stelle eine enorme gesellschaftliche Aufwertung bedeutet.

... Wir gehen im festen Vertrauen, dass neue Wege immer wieder sich ebnen, mit Gottes Hilfe....