Gottes Hilfe - ein unsichtbares Netzwerk - das staunen lässt

November 2015

Als wir im Dorf Panchapanpur ankommen, springen uns die Kinder auch schon freudig entgegen. Als wir vor einer Hütte unsere Sprechstunde einrichten, wird gleich eine schwache Frau gebracht, die nur gestützt gehen kann. Schwer atmend und mit ganz blassen Augen sitzt sie müde vor uns. Wir haben unser Blut-Hämoglobin Messgerät dabei und bestimmen ein HB von 1,5 g%. Sofort wollen wir sie ins Krankenhaus bringen und rufen schon an, dass ein Helfer von uns die Bluttransfusion dort anmeldet.

Es wird uns berichtet, dass es auf der Blutbank kein Blut gäbe, wir müssen 2 Spender mitbringen. Es steht gerade ein Farmer aus dem Nachbardorf bei mir, der Geld für Saatgut braucht, gleich frage ich ihn, ob er bereit ist, als Spender mitzufahren. Er bejaht und ich frage von unserer Helferin den Mann, ob er auch bereit sei zu spenden, ebenso mit Erfolg.

Gleich darauf wird ein kachektischer Mann herbeigetragen, der nicht mehr essen und laufen kann. Auch er muss dringend versorgt werden zumal er Vater von 3 Kindern ist. Hier will jedoch kein Angehöriger mit und es bedarf einer langen Aufklärung von unserem Freund Sona, der auch gerade zufällig vorbeikommt. Schließlich können wir beide Patienten mit den Angehörigen ins Auto packen .

 

Es ist auch kaum zu glauben, die beiden Spender haben die gleiche Blutgruppe wie unsere schwere Anämie-Patientin. Sie bekommt also 2 Bluttransfusionen und kann dann weiter versorgt werden. Also waren wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Auch unsere Helfer haben es gemerkt, dass Gott mitgewirkt hat.

Besuch im Dorf - ein Licht in der Dunkelheit

Die Menschen in den Dörfern der Santals sind unser Herzensanliegen und ihnen soll unser Krankenhaus eine Zulaufstätte sein, wenn sie in gesundheitliche oder soziale Not geraten. So haben Sona und ich einen Dorfbesuch gemacht, um nach unseren Sorgenfamilien zu schauen. Wir gehen zu einer Familie, wo der Vater vor 2 Monaten an einer Tuberkulose gestorben ist und seine Frau mit 2 kleinen Kindern bei seinem Bruder zurückgelassen hat.

Wir sitzen bei Abenddämmerung im Innenhof beim Feuer, wo gerade ein Reistopf köchelt. Ich ahne, dass das Essen für die Kinder sicher nicht reicht und sie wie gewohnt ohne Abendmahlzeit schlafen gehen. Ein 10-jähriges Mädchen ist gerade mit einer kurzen Hose bekleidet, obwohl es schon kühl geworden ist. Ein 17-jähriges Mädchen spricht gut Englisch, hat die 12. Klasse besucht und arbeitet nun auf dem Reisfeld, um für das Auskommen der nun größeren Familie mitzuversorgen. Keiner klagt und erhebt seine Stimme….

  

Zum Glück hat uns der Herr hierher geführt und wir dürfen helfen… Wir regeln im Dorfladen, dass die Familie kostenlos einkaufen kann und die Grundnahrungsmittel täglich erhält. Dem Mädchen bringen wir Kleider und das 17-jährige Mädchen melden wir zu einer Krankenschwester-Ausbildung an. Die kleinen Kinder kommen am nächsten Tag ins Krankenhaus, wo wir eine Erkrankung mit Tuberkulose ausschließen können und eine prophylaktische Behandlung beginnen, um einen späteren Ausbruch zu verhindern.

Unsere Minoti

In unserem Krankenhaus haben wir Minoti, ein 5-jähriges Mädchen, das vor einem halben Jahr zu uns gebracht wurde. Gelähmt saß sie gekrümmt und voller Schmerzen in ihrem Bett. Mehrere Hals-Wirbelknochen waren durch eine Tuberkulose zusammen gefallen und drückten auf das Rückenmark. Wir verlegten sie in ein Krankenhaus nach Kalkutta, wo 3 Operationen durchgeführt wurden.

Nach 23 Monaten kam sie zu uns zurück und hatte ein schweres Metallgestänke am Kopf als Extension der Wirbelsäule. Langsam hob sie den Kopf und lächelte uns jeden Morgen an und drückte ihre Freude deutlich aus. Rasch brachte unser Personal Spielzeug und Hefte, um ihrer Lernfreude Nahrung zu geben. Mittlerweile hat sie auch das Metall wieder entfernt und darf sich frei bewegen. Das sind sie schönen Wunder, denen wir immer wieder staunend mithelfen dürfen.

Nur Muttermilch, sonst nichts....

Auch haben wir schwer mangelernährte Kinder bei uns aufgenommen, die bis weit ins 2. Lebensjahr nur mit Muttermilch ernährt werden. Nur mit viel Geduld und Ausdauer kann die Mutter, die diese Not nicht erkennt, angeleitet werden, ihr Kind zu füttern. Dabei war uns Dagmar, eine deutsche Krankenschwester, die bereits ihren 2. Einsatz hatte, eine wertvolle Unterstützung. Ideenreich hat sie Mutter und Kind zu einer schönen Interaktion verholfen und gleichzeitig die fehlenden Entwicklungsschritte eingeübt, was die Mutter überzeugte. Sie dann freiwillig bei uns blieb, obwohl sie zuhause auf dem Feld arbeiten sollte.

Dagmar hat die Mütter im Häkeln angelernt und nun waren alle Mütter damit beschäftigt, Mützen zu häkeln. Auch hatte sie Musikrasseln und Glöckchen mitgebracht, so saßen unsere behinderten und gesunden Kinder beieinander und haben fröhlich musiziert. So ist uns Dagmar zu einer wertvollen Hilfe geworden, die immer einen Schritt mit vorausdenkt. Ebenso dankbar sind wir an Christina, Kinderärztin aus Dresden, die nun schon ein halbes Jahr bei uns ist und noch einmal für 6 Monate kommen will. Sie kennt nun die indischen Verhältnisse und hat sich so eingearbeitet, dass sie verantwortlich die Station führt und uns allen sehr ans Herz gewachsen ist. Genauso hat sie auch ihr Herz an unsere Kinder verschenkt.

Ein besonderes Wunder

Ein besonderes Wunder ist unser Sijan, der an einem Lymphknoten Krebs erkrankt war und seine erste Chemotherapie gerade beendet hatte. Rasch brach die Krankheit wieder aus und brachte ihn in Atemnot, nachdem der ganze Körper befallen war. Ich wollte ihn einfach nicht aufgeben und suchte nach einem Onkologen in Kalkutta und bat um den teuren Einsatz von den neuen Biologika.

Er meinte, die Krankheit sei schon weit fortgeschritten und sei eigentlich aussichtslos, da könne eigentlich nur Gott helfen. Darauf erwiderte ich, das sei genau die Kraft auf die wir setzen. Also begann er die Therapie und bekam sogar 4 Zyklen vom Krankenhaus bezahlt. Nun sind alle Lymphnoten verschwunden und Sijan ist zurück im Dorf und bereits schon wieder auf seinem Reisfeld - sorgsam achtend seine Kontrollbesuche und Medikamente weiterzupflegen.

Fruchtvoller Rotarier-Besuch

Wir hatten Besuch von einer deutschen Rotarier-Gruppe (Peter Enderle und Christoph Hottenrott), die voller Enthusiasmus die letzten Schritte für das Global Grant Projekt für unsere Ernährungsprogramme in 20 Dörfern auf den Weg gebracht hatten. Sie hatten so eine gute Resonanz bei den indischen Rotariern, dass am nächsten Tag gleich 4 Inder in unseren Dörfern erschienen, um das ganze Projekt gut mit zu begleiten.

Lizenz-Marathon...

Die administrative Seite macht einem das Leben im Krankenhaus auch mal recht schwer. Um unsere Lizenz zu erneuern, benötigen wir ein Zertifikat von der Brandschutzbehörde. Wir haben Wassertank, Schläuche und Feuerlöscher, jedoch sollen wir nun unseren ganzen Vorplatz aufgraben, um einen unterirdischen Tank zu installieren. Damit könnten wir auch die Nachbarhäuser bei Brand mitversorgen. Falls das nicht gleich geschehen kann, würden auch einige Scheine unter dem Tisch mal reichen…. Oh je, da machen wir aber nicht mit!

Den Armen zu dienen

Ein schönes Abschlusserlebnis war, wie unser Krankenhaus-Personal wieder zusammen gefunden hat und sich auf unsere eigentliche Vision, „den Armen zu dienen“ besonnen hat. Da sie meist selbst aus notleidenden Familien kommen, können sie gut motiviert werden, ihr Herz auch für den Nächsten, der jetzt vor ihnen steht, zu öffnen. „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan“… in diese Erfahrung sind sie gekommen… wunderbar! Jedoch kann man sich darauf nichtausruhen, von außen kommen stets Kräfte, die erschüttern wollen… Es ist wie ein Aufruf, sich jeden Moment für das Gute einzusetzen, bzw. zu kämpfen… Jedoch müssen wir das nicht alleine tun, sondern haben Christus an unserer Seite. Damit geht es!