Das indische Leben – wir fließen mit…, und nehmen nun die mangelernährten Mütter mit unter unsere Fittiche
Juli 2024
In Bolpur wurden am Morgen alle Obst-, Gemüse- und Teestände am Straßenrand von der Polizei zertrümmert. Die Stände seien illegal und haben keine Lizenz. Die Betreiber konnten mehr oder weniger ihr Gut retten, jedoch gibt es von nun an kein Obst und Gemüse mehr zu kaufen, nur noch am Bahnhof zu weit überteuerten Preisen.
Der Strom geht auf und ab…
Im Krankenhaus kommt es mal wieder zu einem starken, fluktuierenden Stromzufluss. Die Ventilatoren an der Decke laufen mit schneller und langsamer Geschwindigkeit im Wechsel, das Licht flackert auf und ab. Durch diese Stromschwankungen ist unsere Sonographie gerät trotz des Stabilisators defekt und die wartenden Patienten müssen ohne benötigte Diagnostik davonziehen.
Familienplanung – ungefragte Verhütung…
Die Mütter bekommen nach der Entbindung im staatlichen Krankenhaus eine Kupferspirale zur Verhütung einer neuen Schwangerschaft eingesetzt. Dazu werden die Frauen nicht befragt und müssen dies über sich ergehen lassen. Dies sieht das staatliche Familienprogramm vor, um die Überbevölkerung zu bekämpfen. Jedoch haben die Frauen danach oft Beschwerden und wollen diese Spirale wieder entfernen lassen. Die Kosten dafür müssen sie selbst aufbringen. Oft ist ein Arzt zu teuer, daher gehen sie zum ungelernten Dorfdoktor oder entfernen sie auch selbst, was auch nicht professionell ist.
In unserer Ambulanz…
Von einer Gemeinde wurde uns ein 13-jähriges Mädchen zugewiesen, das körperlich behindert sei und nicht sprechen könne und nun krank sei. Es stellt sich heraus, dass das Kind eine eitrige septische Knieentzündung hat und vor Schmerzen nicht mehr aufschaute und nur weinte. Unter einer Infusionstherapie und der liebevollen Zuwendung unserer Krankenschwestern hat sich das Mädchen von seinen Schmerzen erholt und auch schon wieder mehr bewegen können. Die Eltern wirken ganz hilflos ohne die ernste Erkrankung zu erkennen.
Ebenso kommt eine 30-jährige Frau humpelnd an einem Stock gestützt zu uns. Seit 18 Monaten hat sie eine Knie-Verletzung, wobei ein Knochenteil sich vom Schienbein ablöste (Sequester). Vom ungelernten Dorfarzt (Quaksalber) wird das Knie eingegipst. Mittlerweile hat sich eine ausgedehnte Osteomyelitis entwickelt und es eitert nach außen. …..
Neues Mikrobiom-Porridge
Auch die Mütter sind geschwächt!
Wir hatten aus den Dörfern die schwächsten Kinder aus unserem Gesundheits- und Ernährungsprogramm einbestellt und zur weiteren Abklärung stationär aufgenommen. Dabei zeigte sich, dass 50% der Mütter weit unterernährt waren, mit nur 32-40kg Körpergewicht. Nun müssen wir den Dörfern nicht nur die Kinder aufpäppeln, sondern auch die Mütter.
In Not – wir helfen…
In einem Dorf finden wir einen jungen Mann mit einer Unterschenkelfraktur, die operativ versorgt wurde, wobei er nun eine Metallschiene außen am Unterschenkel hat. Ein Röntgenbild zeigt uns, dass die gebrochenen Knochenenden weit auseinanderstehen und die Nagelung nur wenig die Knochenbruchstücke zusammenhält. Der Mann war mit seinem Motorrad an einer Sandgrube gefahren, um etwas Sand mitzunehmen und als die Polizei kam wollte er rasch davon und ist mit seinem Motorrad gestürzt. Nun suchen wir eine orthopädische Klinik, um ihm eine Korrekturoperation zu ermöglichen.
Kunterbuntes Leben in unserer Kinderklinik
Manchmal geht es schon sehr kunterbunt bei uns im Krankenhaus zu. Am Morgen kommen acht Neugeborene zur Vorsorge. Gleichzeitig erscheinen mehrere Ordensschwestern, die ihr Blut untersucht haben wollen, da sie Diabetes haben. An der Rezeption ist Unruhe wegen eines Anrufes aus dem staatlichen Krankenhaus, da der Abstrich von der Wunde unserer Patientin mit der Osteomyelitis positiv auf Tuberkulose war und auch eine Resistenz auf ein gängiges Tuberkulosemedikament zeigte. Es wurde eindringlich -auch von der Gesundheitsbehörde nach dieser Patientin gefragt. Vor lauter Schreck, sie könnte eine falsche Auskunft geben, meinte unsere Krankenschwester, sie sei neu und müsse erst mal nach diesem Patienten suchen und melde sich dann zurück. Ebenso der Ehemann, der angerufen wurde, meinte, er sei nur der Nachbar und wolle nun zu diesem Haus gehen und würde sich wieder melden. Er fragte dann uns, was er sagen solle.
Tuberkulose bleibt ein Problem in den Dörfern
Die Patientin liegt bei uns und wird mit einer Infusionstherapie antibiotisch behandelt. Da es ihr deutlich besser gehe und sie wieder stockfrei laufen könne, wolle sie bei uns bleiben. Wir konnten dann selbst in das staatliche TB-Zentrum gehen, wo eine frühere Mitarbeiterin von uns arbeitet und haben die Patientin in das staatliche TB-Programm übergeben… Vorerst nur schriftlich, da es in diesem Krankenhaus keinen Platz hat. Jedoch muss sie zurück in ihr Dorf, da sie dort von der Tuberkulose-Behörde besucht wird (zur Umgebungsanalyse bzgl. Tuberkulose). Zwei Tage später ist ein Bett frei und sie macht sich per Zug auf den Weg. Wir ahnen jedoch Schwierigkeiten und schicken unseren Mitarbeiter auch gleich los. Tatsächlich wollte der dortige zuständige Tb-Arzt sie wieder heimschicken, da sie keine offene Lungen-TB hatte. Nur durch Intervention unseres Mitarbeiters, der die Gesundheitsbehörde anrief, wurde die Patientin dann dort aufgenommen.
Jobi – Krebspatientin voller Lebensfreude
Am letzten Tag meines Aufenthaltes mache ich eine ausführliche Visite, um zu besprechen wie es für jeden Patienten weiter geht. Jobi, eine 45-jährige Patientin mit einem riesigen (Gallenblasen)Tumor im Bauch, sitzt mit Tränen in den Augen da und umarmt mich, dankbar dass sie noch am Leben ist. Der Onkologe meinte, sie hätte nur noch höchsten 8 Monate zu leben. Das war vor 18 Monaten! Jedoch sprach sie auf seine Chemotherapie gut an, erholte sich und ist jeden Tag voller Lebensfreude. In ihrem Dorf hat sie ein medizinisches Checkup durch uns organisiert und lief ganz aktiv im Dorf herum, um alle Kranken zu holen.
Wir erklären ihr, dass sie Gottes Hilfe erfahren habe… Was auch wir jeden Tag spüren dürfen.
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