Leben, Hoffnung und Herausforderungen
~ 30 Jahre in Indien ~
April 2024
Eine 25-jährige Frau mit 2 Kindern ist an einer aplastischen Anämie/AML erkrankt und hat nur noch wenige Blutzellen. Vor 2 Monaten hatten wir mit unseren Helfern in der Uniklinik in Kolkata eine Knochenmarkanalyse durchführen lassen, wobei sich diese Diagnose bestätigte. Als wir sie wiedersehen, ist noch keine Therapie erfolgt. Ihr Hb ist 2,4g% und sie braucht dringend eine Bluttransfusion. Im Regierungskrankenhaus gibt es nur sehr wenig Blutkonserven und sie muss daher einen Spender mitbringen. In diesem Fall spendet der Ehemann und so kann sie einen dritten Anlauf in die Uniklinik nehmen, wobei sie immer schwächer wird.
In einem anderen Fall, wo wir eine Patientin mit einer Gallenblasentumor bei uns haben und sie dringend eine Bluttransfusion braucht vor der nächsten Chemotherapie, ist die Spenderfreundlichkeit in der Familie nicht sehr groß. Sie hat 6 Kinder, keiner ist bereit für die eigenen Mutter zu spenden. Sie haben alle Verantwortung für die Mutter an uns abgegeben.
Die Patientin fühlt sich bei uns auch sichtlich wohl und man merkt ihr ihre schwere Erkrankung kaum an. Sie freut sich, dass der Riesentumor im Bauch sich zurückgebildet hat. Die Tumorerkrankungen haben so stark zugenommen, besonders auch bei jungen Menschen, was Anlass gibt zu viel Diskussionen: Umweltverschmutzung-Pestizide-mangelndes Gesundheits- Bewusstsein (und Möglichkeit) für gesunde Ernährung und harte Arbeit bei Hitze.
Eine junge Frau kommt moribund zu uns ins Krankenhaus, von ihrem Bruder getragen. Er muss ihr den Kopf halten, so schwach ist sie. Sie haben schon eine Diagnostik hinter sich, wobei sich viele Gehirnmetastasen zeigten. Jedoch wurden sie in keinem KH aufgenommen, da es keinen freien Platz gab. Unser Neurologe verordnet erst mal eine Cortisontherapie, worunter sie etwas besser wird. Nun wollen wir sie in unser Hope Hospital verlegen, wo auch Onkologen eine Therapie rasch beginnen können.
Operationen ermöglicht
Unser Frühgeborenes hat sich gut gemacht
Unbedacht und ahnungslos...
Unser Nachbar neben dem Krankenhaus fällt seine Bäume, deren Äste auf unsere Starkstromleitung fallen und diese hinunterdrücken. Er schaut unberührt zu, ahnungslos, dass dies gefährlich sein könnte. Erst vor einer Woche gab es einen Kurzschluss und es funkte wild umher. Zum Glück kam der Elektriker recht rasch und stellte den Strom von der Stadt ab und reparierte das Kabel.
Küchengärten bei 42 Grad... Mulchen & drip irrigation
Wir haben unseren Farmer Nilu wieder mehr aktivieren können, dass er seine reiche Erfahrung einsetzt und nicht schlummern lässt. So bewässern wir junge Gemüsepflanzen in den Küchengärten mit einer tropfenden Wasserflasche, was bei 42 Grad nötig ist. Auch bedecken wir die Erde mit Stroh als Schutz vor dem Verdunsten. Parasiten werden durch bestimmte blühende Blumen abgehalten.
Weiter sammeln wir die Kerne von Gemüse/Obst, um neue Pflanzen heranzuziehen und von den käuflichen Hybridsamen abzukommen und eine gesündere Ernährung zu ermöglichen.
Neue Freiheit...
Unserem Fahrer Hopna haben wir eine Toilette und Waschraum an sein Haus gebaut. Seine Kinder, besonders Töchter und Frau sind sehr dankbar, da sie nun nicht auf das Feld zum Toilettengang müssen, das meist erst in der Dunkelheit geschehen kann. Auch kommt Hopna manchmal erst spät nach Hause, wenn Krankentransporte anstehen, solange müssen seine Damen auf ihn warten, bis sie diesen Ausgang tätigen können. Nun versichern sie, dass Hopna ruhig auch im KH schlafen kann, wenn er spät von Kalkutta zurückkommt. Sie seien ja versorgt!!!
Auch Mütter brauchen Hilfe...
Bei der Neugeborenen-Vorsorge fällt mir eine Mutter auf, die sehr abgemagert ist. Sie wiegt noch 31kg. Auf Nachfragen gibt sie an, seit einem Monat durch Fieber und Husten geschwächt zu sein, so dass wir gleich eine TB-Diagnostik durchführen, was sich zum Glück nicht bestätigte. Sie ist nur deutlich mangelernährt!! Eines der Neugeborenen hat einen angeborenen Katarakt (Linsentrübung) , das gleich von uns verlegt wurde und auch eine Operation mit neuer Linse bekam. So finden wir doch häufig kranke Mütter und Kinder bei den Vorsorgen, die sich nun etabliert haben und gerne von den Müttern angenommen sind.
Wie schön: Mütter und Väter verstehen, was ihre Kinder brauchen
Diesmal hatten wir wieder unsere Shining Eyes Mitarbeiterin Daniela dabei, die in den Dörfern mit unserer Sozialarbeiterin Soni die Gesundheitsprogramme auf ihren Erfolg prüfte. Die meisten Mütter und auch Väter haben verstanden und an ihren Kindern erfahren, dass sie mit unserem NutriMix und Eisengaben deutlich gesünder sind. Die Mütter kaufen nun trotz knappen Geldes selbst auch Gemüse und Obst für ihre Kinder und wissen, dass Chips und Kekse nicht ausreichend sind. Dafür entwickeln sich die Kinder gesünder und werden aufgeweckt und erzählfreudig. Sie kommen aus ihrer scheuen, Haltung heraus. Eine andauernde Schulung der Dorfhelfer motiviert die Mütter und hilft ihnen, wenn die Kinder krank werden, da sie gleich zu uns ins Krankenhaus geschickt werden. Bei uns ist alles kostenfrei, der paramedizinische Dorfdoktor verlangt viel Geld für viele starke Medikamente, die meist nicht nötig sind. Auch werden wieder mehr Heilpflanzen eingesetzt, was ihrem traditionellen Wissen entspricht.
Seminar an der Universität Santiniketan
Wir wurden in Santiniketan an der Universität eingeladen eine Vorlesung mit Seminar für Studenten der Sozialarbeit abzuhalten. Wir erklärten unsere Dorfarbeit und bildeten Gesprächsgruppen, was sehr interessant war. Abschließend legte ich den Studenten nahe, im Dorf einfach zu beobachten und mit dem Herzen mitzufühlen und zu spüren, wo sie am besten helfen können. Die Menschen aus der Stadt wissen oft nicht, wie sich das Leben von Armen anfühlt.
Rotary: Anfrage, unser Programm auszuweiten...
Auch hatten wir die Gelegenheit unser Neugeborenen-Vorsorgeprogramm bei den Rotariern und Dorfprojektleitern vorzustellen, was auch auf eine große Resonanz stieß. Durch unsere Vorsorge mit Medikamentengabe können wir meist dem starken Hämoglobin-Abfall im ersten Lebensjahr entgegenwirken, was im 2.Lebensjahr dann sich weiter steigern lässt. Damit haben die Kinder weniger Infekte, gedeihen besser und werden aktiver. Wir wurden angefragt, unser Vorsorgeprogramm auf weitere Dörfer und Städte auszudehnen.
Monika Golembiewski- seit 30 Jahren in Indien!
Im Dorf Bishnubati feierten wir mein 30-jähriges Jubiläum. Vor 30 Jahren war ich zum ersten Mal nach Ghosaldanga und Bishnubati gekommen. Es hat sich unglaublich viel verändert bei den Kindern und Jugendlichen. Sie sehen gesund aus, sind gut gebildet, kreativ und sehr aufgeweckt. Erzählen spontan von ihren Träumen und freuen sich an Wettspielen und Naschereien. Auch zeigen die Schüler aus ihrem Schulgarten biologische gezüchtetes Gemüse und Gewürze, was sie selbst anbauen und betreuen. Wirklich ein toller Erfolg!
Die Umgebung mit den vielen Ziegen und Schafen und Enten und die saftig grün blühenden Reisfelder sind gleichgeblieben, auch manche Lehmhütten und die Santalmusik.
Besuch der Konsulin
Wir bekamen Besuch von der deutschen Konsulin, Barbara Voss, die ein Dorf besuchte und die Küchengärten anschaute, als auch mit uns auf Hausbesuch ging. Sie wurde mit einem schönen Tanz der Dorfkinder belohnt. Bei uns im Krankenhaus wurde ebenfalls fest geübt, um den hohen Besuch mit Tanz und Gesang zu empfangen, wobei alle Patienten mitmachten. Alle blühen auf, wenn es ein Fest gibt. Unsere Krankenschwestern haben wunderschönen Blumenbilder gemalt. Auch wurden unsere frisch gebackenen Moringa Kekse probiert. Wir haben seit Jahren schon viel Unterstützung von dem deutschen Konsulat erhalten.
Beim Dorfbesuch besuchten wir Lokhan , der an einer aplastischen Anämie leidet und doch recht blass aussah. Er zeigte mir stolz seine Holzschnitzerei, die er extra für mich angefertigt hat: ein Jesuskreuz mit zwei großen Vögeln daneben. Er wollte es noch lackieren und dann kommen.
Als er kam, hatte er ein Hb von 5,2g% und gerade noch 8oooThrombos, was recht gefährlich sein kann, wegen einer erhöhten Blutungsgefahr. Er versteht seine Krankheit nicht, vertraut uns und lebt sein bescheidenes Leben glücklich weiter. Wir haben ihn mal wieder zur Bluttransfusion geschickt, was er dann auch annimmt. Er wundert sich nur, dass wir uns so sehr um ihn bemühen.
Wir vertrauen auf Gottes Hilfe...
Am letzten Tag brachten wir unsere Patientin Basanti wieder in ihr Dorf zurück. Leider ist nun doch ihr Brustkrebs weitergewachsen, nachdem ein Jahr lang deutlich alle Lymphknoten verschwunden waren. Sie wurde von unserem Onkologen, der sie genauso wie wir sehr ins Herz geschlossen hat, neu medikamentös eingestellt. Sie lacht stets, klagt nicht, dankbar für unsere Hilfe und jeden Tag, der ihr geschenkt ist. Sie hat ihren Mann verloren, ihre 4 Kinder müssen allein sich versorgen, sie bekommt eine Witwenrente von monatlich 500Rp (5,50€). Auch wir sind dankbar berührt, dass wir ihr helfen und ihr unsere Liebe schenken dürfen und vertrauen weiter auf Gottes Hilfe.
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