Heilpflanzenmedizin in den Dörfern

August 2010

Zu Beginn suchten wir mit dem Medizinmann aus dem Dorf die gebräuchlichsten Heilpflanzen aus. Er brachte sein traditionelles Wissen ein. Wir bestimmten die Pflanzen im botanischen Institut der Universität in Santiniketan, fertigten einen Heilpflanzenkatalog mit gepressten Heilpflanzen an und suchten die medizinische Anwendung in der ayurvedischen Medizin heraus, wobei uns ayurvedische Ärzte halfen. Ein älterer ayurvedischer Arzt aus Kalkutta zeigte uns, mit wie viel Achtung und Ehrfurcht er dem vedischen Wissen gegenüberstand, welches einst die Mönche von den Bergen den kranken Reisbauern im Tal übermittelt haben. Bevor er uns sein Wissen mitteilte, betete er darum, dass seine Mitteilungen nun in gute Hände fallen und zum Wohl der Kranken eingesetzt würden.

Im Dorf Ghosaldanga legten wir einen Heilpflanzengarten an und übten uns in der Erfahrung mit den ersten Medizin-Pflanzen bei den häufigsten Erkrankungen im Dorf, wie Durchfall, Atemwegsinfekten, Gelenkentzündungen und Hauterkrankungen. Wir lernten den Jesuiten Pater Fr. Meloo kennen, der seit 30 Jahren die Heilpflanzen der Santals erforscht und schickten Gesundheitshelfer zur Fortbildung zu ihm. Er besuchte uns zweimal im Dorf und hielt theoretische und praktische Seminare ab, wozu wir 30 Helfer aus den umliegenden Dörfern und Studenten aus der Universität eingeladen haben. In 4 Sprachen und 4 Religionsgruppen (Santals, Hindus, Moslems und Christen) lebten wir eine Woche unter einem Dach zusammen und waren fasziniert damit beschäftigt, Tabletten, Öle und Salben herzustellen. Wir waren eins im Tun und in der Freude.

Mit einigen traditionellen Heilpflanzen konnten wir im Lauf der Zeit gute Erfahrungen, besonders in der präventiven Medizin, sammeln. Seitdem wir den Solartrockner von Nico im Dorf haben, können wir die Tabletten hygienisch gut trocknen und mehrere Wochen haltbar machen. Unsere Patienten im Dorf nehmen Anleitungen zur eigenen Heilpflanzen-Zubereitung leicht entgegen, da sie mit den Pflanzen stark verbunden sind und wesenhaftes in ihnen sehen. Die Heilpflanze Tulsi ist auch bei den Hindus eine religiöse Heilpflanze, die einen Schrein bekommt und am Eingang des Hauses als Symbol gilt, Krankhaftes abzuhalten.

Allein eine Papaya ist so vielfältig verwendbar. Im unreifen Zustand gewinnen wir die Milch, um die Amöbenruhr zu behandeln, die reife Frucht dient dazu, den Vitamin A und C Bedarf zu decken. Das Papain der Frucht hilft, infizierte Wunden zu reinigen, und die Kerne werden getrocknet und zu Pulver verarbeitet zur effizienten Wurmbehandlung eingesetzt.

 

Schwangere Frauen können durch die Heilpflanze Moringa sebifera, bei täglichem Genuss über 2 Monate, ihren Hämoglobinwert um 2 g% anheben - was von Bedeutung ist, da die Müttersterblichkeit 6 % beträgt, meist durch Blutungen bei Anämie hervorgerufen.

 

Es ist deutlich wahrzunehmen, dass die Natur die Apotheke bereit hält, um die Erkrankungen in dieser Umgebung zu behandeln.