Unsere Vision wird eingehalten: Keiner darf verloren gehen! 

… bis spät am Abend kommen die Patienten und wissen, dass sie bei uns Aufnahme finden…

Juni 2025

Hausbesuche im Monsun-Regen

Während einer Dorfsprechstunde besuchten wir auch einige Familien in ihren Hütten, um zu sehen, wie die Kinder unsere Medikamente einnehmen und wie der Gemüsegarten und die Entenzucht gedeihen. Es ist Monsun-Zeit und ein Platzregen weicht im Nu den Lehmboden zu einem matschigen Pfad auf. Schweine und Enten fühlen sich wohl und baden ausgiebig in den Pfützen. Es ist tropisch feucht und im Hütten-Außenbereich ist alles aufgeweicht. 

Die Mutter kocht an der Feuerstelle gerade Reis und zeigt uns den Gemüsegarten und ihre neuen Enten. Eine dicke Ente hatte sie für 350Rp verkauft und für 500Rp 10 kleine Entenküken bekommen. Sie ist voller Freude und sichtlich unberührt von dem Regen und Matsch. 

Plötzlich kommt eine Frau auf mich zu und umarmt mich fest. Vor 10 Jahren hatte sie eine ausgedehnte Verbrennung an den Beinen als ihr Sari an der Kochstelle Feuer fing. Sie hatte einen Säugling damals bei sich zum Stillen, nun zeigte sie mir stolz ihre große Tochter. Wir hatten sie damals mit dem Bett und Moskitonetz stundenweise vor das Krankenhaus gestellt, da sie nicht gewohnt war stets in einem Haus zu sein.

Die Kinder sind fröhlich – und sehr auf sich gestellt…

Am Dorfplatz spielen die Kinder voller Freude und lachen und kichern, spielen Pantomime und Fange und sitzen zu fünft auf einem kleinen Fahrrad. Niemand beaufsichtigt sie, sie scheinen mit sich zufrieden. Die Mütter und Väter arbeiten auf dem Reisfeld oder sind auswärts als Tagelöhner tätig. Am Abend muss die Frau kochen, waschen und die Hütte sauber machen, wobei die Kinder sich spielend zu mehreren einfinden. Hausaufgaben können nicht betreut werden, persönlicher Austausch und so manches bleiben auf der Strecke. 

Wenn die Kinder älter sind, 13 bis 15 Jahre verlieben sie sich, laufen davon und heiraten heimlich. Wir sehen nun auch vermehrt frühe Schwangerschaften und Frühgeburten. Manche Eltern holen ihre Kinder wieder zurück, jedoch ist keine feste Bindung an das Elternhaus gewachsen, sie laufen wieder zum neuen Partner und seiner Familie zurück. Die Mädchen werden dort auch gleich als Arbeitskraft eingesetzt. Gesetzlich sind Frühehen verboten, aber dies erreicht die Santal Dörfer nicht. Wir planen nun ein Theaterstück, um Eltern und ihren großen Kindern Wege aufzuzeigen…

Tuberkulose bei Kindern

Die 10-jährige Puja erscheint mit einem dicken Abszess am Rücken, der die halbe Bauchseite mit einnimmt. Sie hat Fieber, Schmerzen und ist deutlich geschwächt. Der Abszess wird abpunktiert, jedoch füllt sich die Wundhöhle relativ rasch wieder. Im Punktat lässt sich dann eine Tuberkulose (TB) nachweisen. Eine TB-Behandlung wird begonnen, jedoch bleibt der Abszess. Drei Wirbelkörper im Lendenbereich sind infiziert, welche die Abszesshöhle neu füllen. Später wird sie eine chirurgische Stabilisierung der Wirbelsäule benötigen. Immer wieder finden wir Kinder mit Tuberkulose, was einer langen Behandlung bedarf.

Indisches Straßenleben – täglich ein Abenteuer!

Ein Abenteuer ist es jeden Morgen, das Krankenhaus sicher zu erreichen. Die Straßen sind abgetragen, geplant ist ein neuer Straßenbelag, was sich jedoch über Monate hinstreckt. Nun haben sich Erdhügel neben abgebrochenen Straßenteilen gebildet, ebenso tief ausgewaschene Krater durch den Monsunregen. Täglich landet ein Fahrzeug im Graben oder kippt mit seiner überladenen Fracht um. Die Fahrt ist wie auf stürmischer See mit heftigem Wellen. Ein Stoßgebet ist auf jeden Fall nötig!

Familien-Einblick – wenn Mütter erzählen…

Eine junge Mutter mit ihrem mangelernährten Kind klagt über ihre familiäre Situation. Sie muss nun 6 Familienmitglieder versorgen und niemand hilft ihr in der neuen Familie. Ihr Mann ist auch noch dem Alkohol verfallen und streitsüchtig. Ihre letzte Rettung ist nun, den Mann in die weit entfernte Stadt Chennai zu schicken, um dort auf dem Bau zu arbeiten und viel Geld zu verdienen. Sie erhofft sich, dass er dabei keine Gelegenheit hat zum Alkohol. Mittlerweile sind Familien im Dorf angesehen, wenn der Mann weit weg viel Geld verdient. Erst nach 9 Monaten kommt er wieder. Auf die Frage, warum er nicht zu Besuch käme? Meinte sie nur: allein reisen geht nicht!

Bei unserer Mitarbeiter-Besprechung hatten wir geplant, jeweils einen Patienten genauer unter die Lupe zu nehmen und die Familien-Geschichte dabei näher zu erforschen. Eine Woche später, sprudelte es aus unseren Helfern nur so heraus. Laksmita, ein 18-monatiges Kind, ist wegen Gelenkkontrakturen (Gelenkblockaden) seit längerer Zeit schon bei uns. Nun kam heraus, dass sich die Mutter von ihrem Mann trennte. Sie hatte in sein Dorf und Familie hineingeheiratet. Die ersten Jahre ging alles gut, der Mann arbeitete in einer Kuchenfabrik und war glücklich. Die Frau bei den Nachbarn auch sehr beliebt, bis die Schwiegermutter sie drang ihren Mann zu bearbeiten, dass er zuhause arbeiten solle auf dem Feld. Das tat er, war aber unglücklich und es gab viel Streit. Die Tante meinte, die Frau sei schlecht, woraufhin es immer mehr Streit gab und die Frau zurück zu ihrer Familie ging. Nun kam der Mann zu uns ins Krankenhaus, um das Kind und seine Frau wiederzusehen. Sie wollte anfangs nicht, als die Frau ihn wegschickte, um eine Windel zu kaufen, tat er dies und zeigte so seine Liebe. Nun haben noch unsere Mitarbeiter dem Mann gut zugesprochen, wieder zusammenzuziehen und seine geliebte Arbeit in der Kuchenfabrik wieder aufzunehmen!!

Glücklich: Unsere Vision finden wir erfüllt.

Unsere Vision, keiner darf verloren gehen oder weggeschickt werden, wird eingehalten… Bis spät am Abend kamen die Patienten und wussten, dass sie bei uns Aufnahme finden.

Permakultur: gesunder Boden – gesunde Nahrung – gesundes Menschsein

Wir dürfen das Land von unserem Gynäkologen bewirtschaften, wo wir entsprechend den Permakultur Gedanken einen gesunden Boden, Bodenhaltung und Gemüse und Obstanbau planen. Die Ernte soll den Kindern im Krankenhaus eine Stärkung sein. Sowie soll es ein Vorbild werden, wie ein fruchtbarer Boden entstehen kann, der dann auch Wasser speichern mag… Was wir dringend brauchen in der zunehmenden Hitze. Allein der Dünger jedoch, kompostierter Kuhdung, war ein erstes Problem, da dieser im Regen aufweichte und – nun nicht mehr geruchsneutral - von niemanden auf den Traktor geladen werden wollte. Wir gehen in kleinen Schritten – sukzessiv – ein wesentliches Merkmal der Permakultur…

Segen für unser Krankenhaus

Abschließend hatte unser Priester das ganze Krankenhaus gesegnet, was sicher gut war, da die ungewöhnlichen heftigen Monsun-Regenmassen die Umgebung schon unter Wasser gesetzt hatten.