Stärkung unserer jungen Mütter – und eine Einsicht: Im Herzen sind die „Armen“ reich!
Januar 2025
Wir sehen wieder vermehrt junge Frauen, die früh verheiratet werden und Kinder bekommen. Ein 16-jähriges Mädchen, ganz verstört, erscheint mit ihrem kleinen Kind. Sie war weder über Schwangerschaft und Geburt aufgeklärt, noch hatte sie eine Vorsorge-Untersuchung. Sie ist ganz auf die neue Schwiegermutter angewiesen, ob diese ihr vertrauensvoll beisteht oder ob sie sie allein lässt.
Wir wollen nun die Schwangeren in den Dörfern in einer Gruppe zusammenbringen, damit sie ihre Erfahrungen austauschen, was sie bisher nicht gewohnt waren. Unsere Studentin Sarah hatte bei ihrer Schwangeren-Recherche herausgefunden, dass nur 15 % der Frauen bei der ersten Schwangerschaft aufgeklärt sind, wie die Geburt verläuft. Sie nehmen alles geduldig und ohne Murren hin.
Neugeborenes in unerkannter Not
In unsere Neugeborenen-Sprechstunde kam ein Kind, gerade 18 Tage alt und untergewichtig mit 2,1kg – es hatte eine ausgeprägte gelbe Hautfarbe, das Bilirubin war bei 20,2mg%, weit über der zulässigen Norm. Es besteht die Gefahr einer Gehirnschädigung. Wir wollten es stationär aufnehmen in unsere St. Mary’s Kinderklinik, was jedoch nicht so leicht ging. Zuerst muss die Mutter ihren Mann um Erlaubnis fragen. Der lehnte jedoch ab, da er das Problem nicht verstand. Erst nachdem unser Koordinator mit eindringlicher und überzeugender Stimme mit ihm sprach, willigte er ein und das Kind bekam die nötige Versorgung.
Ungeschützt…
… und unversorgt
Surjo – als „Dauergast“ in unserer Obhut
Surjo, ein 2-jähriger Junge ist ein Dauergast bei uns. Er hat mehrere Knochenzysten im Schienbein, die mitwachsen. Wir hatten schon eine operative Zystenentleerung durchgeführt, was dann auch die Knochenhaut wieder stabilisierte. Jetzt wachsen die Zysten erneut und brechen schon wieder die Knochenhaut auf. Der Junge ist so lebendig und fröhlich und in seinem Bewegungsdrang nicht zu bremsen, so dass ein Knochenbruch vorabzusehen ist. Es steht eine erneute Operation an…
Anjali fasst Mut
Anjali, ein 5-jähriges Mädchen, ist schon seit 4 Wochen bei uns. Sie hatte sich in Ihrer Schule beim Spielen eine schwere Verbrennung zugezogen, als sie mit ihrem Synthetik-Kleid eine Kerzen-Flamme streifte und ihr Kleid gleich dahinschmolz mitsamt ihrer Haut. Sie hatte eine Verbrennung von 40% der Körperoberfläche, was lebensbedrohlich ist. Nur 10 Tage wurde sie in einem lokalen Krankenhaus behandelt und dann nach Hause entlassen, von wo sie dann zu uns kam. Langsam, unter der liebevollen Pflege unserer Schwestern, und trotz der schmerzhaften Wundversorgung fasst sie wieder Mut. Sie läuft wieder herum und mischt sich mit einem Lächeln unter die anderen Kinder. Ein Stück Schokoladenriegel, den ich ihr anbiete, behält sie fest in der Hand, um ihn dann ihrer kleinen Schwester zu schenken!!
Alle helfen mit – Herz-Op für Sapnur
Sapnur, 2 Jahre alt, mit einem komplizierten Herzfehler (M. Fallot) und schwerer Sauerstoffnot (s02 75%) benötigt dringend eine Herzoperation, die unser Kardiologe in seinem Herzzentrum plant. Die Operation kostet erstmal 100.000 Rupien (etwa 1.100€), wofür der Vater seine Milchkuh verkauft, was jedoch nicht reicht und er sich Geld leihen will, natürlich mit erheblichen Zinsen. Selbst der Kardiologe will drauflegen - zum Glück sind sie bei uns gelandet, so dass wir hier auch finanziell helfen können.
Im Herzen reich!
Bei einer Auswertung des Ernährungsprogramms wurden einige Mütter befragt, ob sie genügend Geld haben, um für die Kinder und sich Gemüse zu kaufen. Manche konnten dies bejahen, dass das Geld bis zum Monatsende reiche und was übrig bleibt geben sie dann einem Nachbarn. Wir waren erstaunt und Silvi meinte spontan, oh sie sind nicht arm, sondern im Herzen reich!!
Tuberkulose – teils schwer zu belegen
Manchmal gestaltet sich die Diagnostik von Tuberkulose recht schwierig, obwohl der erste Eindruck gleich auf eine TB schließen lässt. Tulushi kam vor drei Monaten ganz ausgemergelt zu uns. Wir brachten sie in die Intensiveinheit des Regierungskrankenhauses, wo sie nach einem Tag Infusionstherapie nach Hause entlassen wurde.
Als wir das hörten, holten wir sie aus dem Dorf zu uns und brachten sie in Kalkutta in ein Krankenhaus. Dort wurde dann ein Darmgeschwür für ihren Zustand ausgemacht. Die Begleittherapie mit Antibiose und Infusion ließ sie erst mal etwas erholen. Bei uns zurück erschien sie weiterhin schwach, konnte jedoch wieder essen und aufstehen. Als sie dann anfing zu husten, zeigte das Röntgenbild erste Veränderungen und nach mehrmaligen Tests konnten erst TB-Bakterien nachgewiesen werden. So war eine Bauchtuberkulose anfangs unerkannt und später zu einer Lungentuberkulose geworden. Als wir Tulusi mit den nötigen Medikamenten nachhause bringen, klären wir die Eltern auf, sie gut zu ernähren und helfen dabei mit.
Dankbar: 14 Jahre Kinderklinik!
Am 11. Februar feierten wir unser 14-jähriges Jubiläum vom St. Mary‘s Hospital. Dazu haben wir wieder ehemalige Patienten und arme Familien eingeladen. Das Fest begann mit einem Gottesdienst, dann wurde getanzt, gespielt und gut gegessen. Eine Mahlzeit mit zwei Fleischsorten, Gemüse und Chutney, danach Eis und auch noch ein Geschenk. 130 Kinder waren dabei. Eine große Freude für alle!
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