Das ist unsere Aufgabe: Not lindern, wo wir sie sehen!

März 2025

Wir suchen: Wer braucht Hilfe im Dorf?

Unsere Sozialarbeiterin sucht im Dorf nun nach Hilfsbedürftigen – rasch sehen wir: Ältere Menschen im indisch dörflichen Leben bleiben weitgehend unversorgt, wenn sie keine Kinder haben, die nach ihnen schauen. Wir finden eine Witwe, deren Sohn verstorben ist. Neben ihrer verfallenen Hütte wohnt ihre Schwiegertochter mit 3 Kindern, die ebenfalls um das Überleben kämpfen. Die Witwe hat nur Reis zum Essen, den sie in einem Laden für Arme (ration shop) für wenige Rupien kaufen kann. Tatsächlich bekommt sie eine Rente von 1.000 Rupien - das sind 11 Euro im Monat. Auch hat sie eine Anämie, die wir mit Tabletten behandeln können. Nun bekommt sie von uns wöchentlich einen Korb mit Gemüse, Eier, Sojabohnen, Linsen, Obst und Öl. Auch einen neuen Sari soll sie bekommen, da nur ein Fetzen Stoff um sie gewickelt ist!!

Geduld ist gefragt…

Seit einem halben Jahr bemühen wir uns beim Registrieramt um einen Eintrag für eine Satzungsänderung unseres indischen Vereins. Der Antrag bleibt liegen und wird auf Nachfrage, stets „demnächst bearbeitet“. Wir haben die unsichtbaren Gebühren bisher nicht beglichen!! Wir benötigen diese neue Satzung, um wieder einen Antrag beim Innenministerium zu stellen, das uns erlaubt, Geld nach Indien einzuführen. Bisher sind wir auf viel Goodwill angewiesen und besonders auf Gottes führende und treue Hand.

Dorf-Sprechstunde bei 39 Grad

Bei der Hitze sind die Dorfbesuch sehr schweißtreibend, jedoch immer schön und berührend. Wir sitzen im Schatten bei 39 Grad für die Untersuchungen und beobachten nebenbei die Kinder, die fröhlich und unbekümmert spielen, Radschlagen und lachen. Sie sind zufrieden mit sich und dem Wenigen, was sie zum Spielen haben. 

Daneben meckern die kleinen Ziegen und auch ein Mutterschaf macht sich an unserer Medikamententasche zu schaffen, schleckt dann durstig am Wassereimer, der für die verdreckten Wunden gedacht war. Auch der von uns betreute Leukämiepatient kommt und stellt seinen Enkel vor. Er sei etwas müde… Sein Hb liegt gerade mal bei 6g%, damit bekommt er im Regierungs-Krankenhaus jedoch noch keine Bluttransfusion. Von uns bekommt er regelmäßig seine Chemotherapie.

Unsere TB-Patientin Tulushi

Tulushi, unsere Patientin, die vor 5 Monaten sterbenskrank zu uns kam, besuchen wir im Dorf, nachdem sie nun mit Medikamenten für ihre Lungen- und Bauchtuberkulose versorgt ist. Wir finden sie mit einem Lächeln und beschwingt bewegend vor. Glücklich über das neue Leben, das sie jedoch einen Preis gekostet hat. 

Nachdem sie erkrank war, hatte ihr Ehemann sie mit ihrem 1-jährigen Kind zu ihren Eltern zurückgeschickt und wollte von da an nichts mehr von ihr wissen. Als wir sie in unserer St. Mary‘s Klinik behandelten und zur Diagnostik einige Tage nach Kalkutta schickten, war ihr Kind zuhause an einem Durchfall erkrankt. Die Großeltern gingen zu einem Quakdoktor, der Medikamente verschrieb, damit waren die Großeltern zufrieden und gingen ihrer Arbeit auf dem Feld nach. Sie konnten nicht erkennen, wie ausgetrocknet das Kind war, das dann auch verstarb. So hat Tulushi durch ihre Krankheit sowohl den Ehemann als auch ihr Kind verloren! Es bleibt schwierig für die Menschen im Dorf mit Krankheiten und Familienproblemen umzugehen und Lösungen zu suchen…. Man läuft einfach davon!    

Ganz Mutter – auch im Kranksein

Ein Priester schickt uns aus seiner Gemeinde eine kranke Frau, 34 Jahre alt mit einem offenen Geschwür und Tumor im Bauch. Wir konsultieren unseren Onkologen, der ein Kolonkarzinom vermutet - zuerst müssen wir jedoch ihre Sepsis behandeln. Nach 2 Tagen Infusionstherapie kann sie wieder aufstehen und dabei ist ihr nur wichtig, dass ihre 2 Söhne nach dem Wohnortwechsel wieder eingeschult werden. Also machen wir den Priester ausfindig, der zur alten Schule soll und die Papiere zum Schulwechsel abholen kann, damit die Tränen der Frau gestillt werden und sie sich mit ihrer Krankheit befassen kann.

Daniela wertvoll im Einsatz 

Unsere Mitarbeiterin Daniela war auch wieder im Einsatz in Indien. Sie hat zwei neue Farmer angelernt, die nun unsere Gemüsegärten mitbetreuen sollen. Ebenso wollen wir ein neues Land bewirtschaften, das nach rein biologisch organischer Methode angebaut wird und unseren Kindern gesundes Gemüse liefern kann. Neben 1-jährigen Kulturen sollen hier auch Obstbäume und mehrjähriges Gemüse wachsen – eine „essbare Landschaft“ im Sinne der Permakultur – wo ein gesunder Boden gesunde Nahrung hervorbringt. 

Aus Neemblättern wurde ein Pflanzenschutz-Sud im Dorf hergestellt, um chemische Mittel zu vermeiden. Daniela hat auch neue Moringa-Kekse mit mehr Früchten gebacken. Gemeinsam mit unserer Sozialarbeiterin Soni hat sie zudem zwei Pap-Smear-Tage organisiert, um das Programm zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs wieder zu beleben – künftig ist ein fester Termin pro Monat geplant. 

Not lindern, wo wir sie sehen…

In unserer Ambulanz erscheint ein alter gebeugter Mann am Stock, der seine ganze Hoffnung auf uns gesetzt hat. Er war am Abend zuvor zum Bahnhof in seiner Stadt gelaufen, wo kein Zug mehr fuhr. Er wollte im Bahnhof übernachten, wurde jedoch von der Polizei davongejagt. So nächtigte er neben dem Gebäude und fuhr am Morgen dann mit dem Zug zu uns. 

Er hat seit Jahren einen Lendenwirbelbruch und Schmerzen. Wir versorgen ihn gleich mit einem Korsett zum Stabilisieren und konnten ihm ansehen, dass er ganz ausgehungert war. So haben wir ihn zum Mittagessen dabehalten und ihm dann noch eine Tasche mit Nahrungsmitteln gefüllt, ebenso Geld für das Rückfahrtticket mitgegeben. Berührend war, wie unsere schwer erkrankte Krebspatientin mit vollem Mitgefühl sich ihm zuwandte und seine Not wissen wollte. Debashis meinte aus vollem Herzen, das ist unsere Aufgabe, Not lindern wo wir sie sehen.

Ein Notfall

So kam es bei uns auch zu einem Notfall: Ein Frühgeborenes mit 1500g wurde mit abgepumpter Muttermilch 2-stündlich ernährt. Dann kam es plötzlich zu einer Atemnot und Sauerstoffmangel, so dass wir nach erster Notversorgung das Kind ins Regierungskrankenhaus verlegen mussten. Unser Ambulanzwagen war gerade unterwegs, so forderten wir einen städtischen an. Der fuhr mit Karacho über die holprigen Straßen, so dass ich das Kind mit Sauerstoffmaske in der Luft halten musste. Tatsächlich wie von einer unsichtbaren Hand geführt, landeten wir auf der Intensivstation, und das Kind wurde auch gleich versorgt… Alles nicht selbstverständlich in diesem stark überfüllten Krankenhaus, wo die Patienten auf den Gängen kampieren und lange warten… Unser Kind hatte eine Sepsis und hat auch überlebt. Die Mutter war nach der Geburt bereits dort stationär, ging jedoch nachhause, da sie nicht verstand, dass das Kind dort gut betreut war und da es für sie dort kein Essen gab.

Wir sehen wieder frühe Heiraten

Wir hatten auch Martina, Krankenschwester aus Dresden, wieder bei uns zum Einsatz. Sie hat in den Dörfern Frauengruppen gebildet zur Fortbildung bzgl. Geburtsvorbereitung und Aufklärung über die Gefahren von Frühehen. Es kommt wieder vermehrt zu Kinderehen ab 14 Jahren und auch Frühschwangerschaften.

Dankbar erfüllt

Es ist immer wieder berührend, die Kinder wiederzusehen, die wir vor 10 -15 Jahren schon behandelt haben, wie einst Sonali, die schwer mangelernährt, mit 2 Jahren in unserem ersten Ernährungsprogramm teilnahm. Nun sah ich sie wieder als junges fröhliches 17-jährige Mädchen mit gutem Schulabschluss. Wir sind dankbar erfüllt!!